Chinesische Instrumente und Ost-West-Kompositionen
EIN KURZES INTERVIEW MIT KOMPONISTEN DES SHEN YUN-SYMPHONIEORCHESTERS
Da das Shen Yun-Symphonieorchester auf seiner ersten Tournee durch die Vereinigten Staaten reist, stellt sich vielen Zuschauern die Frage: Wie schaffen es die Shen Yun-Komponisten die stark unterschiedlichen Welten der westlichen und östlichen klassischen Musik zusammen zu bringen?
Seit der Gründung von Shen Yun 2006 haben diese Komponisten in über 100 Originalwerken gezeigt, welch gute Ergebnisse sie trotz dieser schwierigen Aufgabe durch ihre Inspiration erreichen können. In den Tanzproduktionen jeder Spielzeit vertreten die traditionellen westlichen Instrumente die Pracht und Präzision des Orchesters aus dem Westen mit vielen verschiedenen Streichern, Holzbläsern, Blechbläsern und Schlagzeugern – durch alle hindurch glänzen die alten chinesischen Instrumente mit ihrer Klarheit und Zeitlosigkeit.
Das Shen Yun-Symphonieorchester hat dieses Zusammenspiel zu neuen Höhen geführt. Jetzt steht Shen Yuns hauseigenen Komponisten ein vollständiges Symphonieorchester mit einem noch größeren Leistungsspektrum zur Verfügung.
Wir setzten uns mit zwei der erfolgreichsten Shen Yun-Komponisten zusammen, um einen Einblick in diese perfekte Harmonie von Ost und West zu bekommen.
Frage: Wie nutzen Sie die Eigenschaften der westlichen und chinesischen Instrumente in Ihren Kompositionen?
Junyi
Tan: Beim Shen Yun-Tanz geht es um klassischen chinesischen Tanz sowie ethnische Tänze und die Musik ist auf die Tänze zugeschnitten. Da wir die Musik für verschiedene Tänze schreiben, müssen wir höchsten Wert darauf legen, dass die authentischen Merkmale und Eigenarten bestmöglich dargestellt werden. Dafür eignen sich die chinesischen Instrumente wie Erhu und Pipa sehr gut.
Die Essenz jeder dieser beiden großen musikalischen Traditionen zur Geltung zu bringen, aber gleichzeitig ein einheitliches Thema zu präsentieren, ist eines der herausragenden Merkmale der Shen Yun-Kompositionen. Bei der musikalischen Abstimmung greife ich meistens auf westliche Techniken zurück. Aber gleichzeitig müssen die Zusammensetzung und das Gefühl für die Melodie mit den einzigartigen Eigenschaften der chinesischen Musik übereinstimmen.
Die Musik ist so angelegt, dass die westlichen Blas- und Streichinstrumente als Begleitung dienen und die chinesischen Instrumente die Melodie spielen. Natürlich kommen in einem Crescendo auch die hervorragenden Qualitäten der Blas- und Streichinstrumente zur Geltung.
Frage: Worin liegen die Unterschiede zwischen den traditionellen chinesischen und westlichen Instrumenten?
Jing
Xian: Klassische chinesische Musik hat die gleichen Ursprünge wie die anderen traditionellen chinesischen Kunstformen. Sei es der Prozess der Herstellung der Instrumente oder deren Klangfarbe, jeder Aspekt der Tradition ist von reicher Symbolik und tiefer innerer Bedeutung durchdrungen.
Nehmen Sie zum Beispiel die Pipa. Sie ist drei Fuß (laut alter chinesischer Messung) und fünf Zoll groß: die „drei“ symbolisiert Himmel, Erde und Mensch; die „fünf“ symbolisiert die fünf Elemente der chinesischen Philosophie — Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde. Dann hat sie auch vier Saiten als Symbol für die vier Jahreszeiten.
Ein weiteres Beispiel zeigt, wie die Flöte und die gezupfte Pipa oft zusammen gespielt werden. Hinter dieser Paarung steckt die Idee des verheißungsvollen Drachen- und Phönix- Paares, wie es oft in der traditionellen chinesischen Grafik zu sehen ist. Die Flöte symbolisiert den Drachen und die Pipa den Phönix.
Die Instrumente werden in Ost und West unterschiedlich klassifiziert. Westliche Instrumente werden danach unterteilt, wie sie gespielt werden – Streicher, Schlagzeug, Bläser und Holzblasinstrumente. Aber chinesische Instrumente werden nach ihrem Klang und aufgrund der Materialien, aus denen sie hergestellt werden, klassifiziert.
Im alten China wurden Instrumente nach einem der frühesten Instrumenten- Klassifikationssysteme in acht Gruppen eingeteilt: Metall, Stein, Erde, Leder, Seide, Holz, Kürbis und Bambus, die auch als die „acht Töne“ bekannt waren. So bezeichnet man zum Beispiel mit „Metall-Klang“ die Bianzhong (ein altes Instrument mit 16 Glocken), „Leder-Klang“ bezeichnet Trommeln und „Seiden-Klang“ bezieht sich auf Instrumente, deren Saiten ursprünglich aus Seide bestanden wie die Zither; der „Bambus-Klang“ bezeichnet verschiedene Arten von Flöten und so weiter.
Die Klangqualität der chinesischen Instrumente ist auch eng mit der chinesischen Philosophie verbunden. Die traditionelle chinesische Philosophie glaubt, dass alle Dinge einen Geist und Leben haben. Auf die chinesische Musik übertragen, bedeutet dies, dass jeder Ton lebendig ist.