Höhenflüge über dem Sun Valley
Gleiche Vögel gesellen sich gern, aber nicht jeden Tag kann man Phönixe fliegen sehen.
Einer meiner Lieblingstänze im diesjährigen Programm ist Der Tanz des Phönix. Als wir zwei Shows in Arizonas Phoenix Orpheum Theatre aufführten, schien es, als würden unsere Firebirds letztendlich nach Hause kommen.
Nun, ich weiß, es ist nicht der gleiche mythische Vogel, aber folgt mir trotzdem.
In westlichen Kulturen heißt es, dass der Phönix einem Zyklus von Tod und Wiedergeburt folgt. Daher wurde diese Stadt Phoenix genannt, weil sie aus den Ruinen einer alten indischen Zivilisation geschlüpft ist. Hmm, klingt irgendwie ein bisschen nach uns, wir atmen wieder Leben in eine Kultur, die fast zerstört wurde. In einem gewissen Sinne lebt der Geist Chinas in unseren künstlerischen Bemühungen wieder auf.
In der chinesischen Mythologie ist der Phönix oder Fenghuang ein göttliches Wesen. Mit Wohnsitz in den höchsten Himmeln, ist er der heiligste und höchste aller Vögel. Und, wie wir in den diesjährigen Tänzen zeigen, kann dieser Phönix sich auch als eine unbeschwerte himmlische Jungfrau zeigen.
Aber zurück zu Phoenix, der Stadt.
Sobald wir im Theater ankamen, begann die Produktions-Crew mit dem technischen Setup, während wir Tänzer zum Strecken und Proben in die Lobby gingen. Ich folgte meinen Freunden eine Wendeltreppe nach oben, und ergriff dabei ihr goldenes Geländer.
Gerade dachte ich, wie viel mehr Stufen wir wohl noch zu steigen hätten – und als ich aufwärts schaute, blickte ich geradewegs in die Augen eines Pfaus!
Ich sah – die Architekten hatten die Wände mit dem irdischen Cousin des Phönix dekoriert.
Als ich die Treppe weiter nach oben ging, fand ich weitere kunstvolle Drastellungen, die scheinbar in keiner Beziehung zum Phönix standen, wie auch immer. Aber nach genauerem Hinschauen erkannt ich, dass einige Vögel da oben thronten …
So wie ich alles Federvieh schätze, freute ich mich, diese neuen Bekanntschaften zu machen. Aber in der Hoffnung, mehr Phönixe zu treffen, hielt ich Ausschau nach etwas majestätischerem und eleganterem.
Falls Sie jemals unsere Phönix-Feen gesehen haben, wissen Sie, was ich meine. Leicht wie eine Feder, im Gleichklang flatternd, in himmelblauen Gewändern aus Seide gehüllt, schillernd wie der Sternenhimmel. Mit flammenden orangenen Flügeln auf den Schultern drapiert, gleiten wir über die Bühne, als ob wir auf Wolken schwebten.
In solch einem Paradies hört man nur selten monotones Gegacker oder unaufhörliches Kreischen. Aber hören Sie genau hin, dann können Sie vielleicht den Klang unserer Flügel einfangen, die ganz sanft schlagen, während wir auf die aufgehende Sonne warten.
Alison Chen
Gastautorin
1. April 2013