Der Santa Barbara Independent: Der klassische chinesische Tanz von Shen Yun
ENSEMBLE DEBüTIERT VOM 29.-30. MäRZ AM GRANADA THEATRE
Mit seiner großen Landmasse, der ethnischen Vielfalt und der Geschichte der Dynastien kann sich China mit den weltweit größten kulturellen Reichtümern rühmen. Von Keramiken, Stoffen, Malereien und Architektur bis hin zu Musik, Tanz und Oper, hat China ein 5000 Jahre altes Erbe an künstlerischem Schaffen. Allerdings drohte die kommunistische Kulturrevolution der 1960er und 70er Kunstformen, religiöse Traditionen und regionale Eigenheiten zu zerstören, die China zu so einer dynamischen Nation machen.
Um diese Traditionen am Leben zu erhalten, befinden sich inzwischen viele der Künstler und Organisationen außerhalb von China. Unter ihnen auch Shen Yun Performing Arts, ein Non-Profit-Unternehmen, das vor acht Jahren im Staat New York gegründet wurde. Das Ziel der Gruppe ist es, die Techniken und die Kunstfertigkeit des klassischen chinesischen Tanzes zu bewahren und sie einem internationalen Publikum zu vermitteln. In dieser Woche findet das Debüt dieser Gruppe in Santa Barbara statt.
Man könnte erwarten, dass diese Compagnie, mit Sitz in den USA, ein weniger authentisches chinesisches Produkt ist, aber Shen Yun ist stolz darauf, die Tradition des klassischen chinesischen Tanzes auf eine Art und Weise aufrecht zu erhalten, wie es in China einfach nicht der Fall ist, in einem China, wo der Einfluss der kommunistischen Herrschaft weiterhin den Ausdruck der Kunst einschränkt.
„Die Kulturrevolution war wirklich eine gegen jegliche Art von Kultur gerichtete Revolution“, erklärte kürzlich Moderatorin Kelly Wen in einem Telefon-Interview. „Tempel, Statuen und Bücher wurden verbrannt und zerstört. Viele Künste waren verboten. Für die Künstler war es wie eine plötzliche Verfolgung, aber sie behielten Geschichten und Traditionen im Herzen. Als diese Künstler ins Ausland gingen, hatten sie die Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen.“
Eines der Zentren des klassischen chinesischen Tanzes ist die Fei Tian Academy of the Arts in Cuddebackville, New York. Dort durchlaufen viele der Mitglieder von Shen Yun ein jahrelanges, hartes Training, bevor sie in das Ensemble aufgenommen werden. Laut Wen ist der klassische chinesische Tanz in China meist vermischt mit westlichem Ballett, Jazz und anderen nicht ursprünglichen Formen; an der Fei Tian sind sie sehr darauf bedacht, die Reinheit der Form zu erhalten.
„Der klassische chinesische Tanz ist eine sehr systematische Tanzform, die über Generationen weitergegeben wurde“, sagte Moderatorin Kelly Wen. „Er begann als höfischer Tanz, aber entwickelte sich zu einem umfassenden Tanzsystem – er ist dem Ballett ähnlich, aber im Ausdruck wesentlich emotionaler.“ Viele der Tänze von Shen Yun werden in Santa Barbara alte chinesische Legenden auf die Bühne bringen und damit die darstellerischen Möglichkeiten ebenso wie das hervorragende technische Können der Tänzer zeigen.
„Die Haltung eines jeden Tänzers – wie sich der Einzelne bewegt und wie er atmet – ist unterschiedlich.“, erklärte Wen. “Jeder bringt ein anderes Gefühl auf die Bühne.“
Die meisten Tänzer von Shen Yun sind Chinesen, aber woanders aufgewachsen – in Taiwan, Frankreich, England und in den USA und in anderen Ländern. Das trifft ebenso auf die Mitglieder des Shen Yun Orchesters zu, das an diesem Wochenende live in Granada spielen wird. Das Orchester setzt sich aus westlichen und chinesischen Instrumenten zusammen, dazu gehört auch die zweisaitige Geige, bekannt als Erhu, und eine handgezupfte Pipa oder Laute.
Mit den Musikern, Tänzern und der technischen Crew ist Shen Yun mit um die 100 Mitgliedern auf Tournee. Die Kostüm-Designer der Compagnie recherchieren die ethnischen Kostüme verschiedener Gegenden Chinas, bevor sie originale, handgenähte Kleidungsstücke entwerfen, viele davon aus Seide.
Zusätzlich zu dem Show-Aspekt ist noch der animierte Hintergrund hervorzuheben, den diese Produktion benutzt. Er versetzt das Publikum in verschiedene Regionen und Zeiten der chinesischen Geschichte, von den offenen Graslandschaften der heutigen Mongolei bis zu den prachtvollen Höfen der Dynastien der Tang (618-907) und der Qing (1644-1912).
Angesichts des weiten Feldes dieser Zwei-Stunden-Produktion ist es für die Orientierung der Zuschauer hilfreich, einen Moderator zu haben. Wen sieht es als eine große Ehre, Zuschauer auf der ganzen Welt in das Beste, was die chinesische Kultur zu bieten hat, einzuführen.
„Heutzutage können sich viele junge Chinesen gar nicht auf ihre alte Kultur beziehen, weil sie eben unter diesem Regime aufgewachsen sind.“, erklärt sie. „Zum Glück konnten wir diese Traditionen wiederbeleben. Man kann Vorschriften für die Kunst haben, aber die Künstler werden die Meinungsfreiheit letztendlich finden.“
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Im Granada Theater (1214 State St.) wird Shen Yun am Samstag, den 29. März, um 19:30 Uhr und am Sonntag, den 30. März, um 14:00 Uhr und um 19:00 Uhr auftreten. Tickets unter (805) 899-2222 oder besuchen Sie granadasb.org.