Von Warschau nach New York auf der Suche nach traditioneller chinesischer Kultur
VON THE EPOCH TIMES
Es ist spät, aber Piotr Huang trainiert immer noch. Die Welttournee startet schon in einem Monat und er hat noch nicht alle Details perfektioniert, ebensowenig in seinem Kopf. Er läuft, springt und dreht sich in der Luft. Sein Körper wirbelt herum und trotzt der Schwerkraft, seine Beine gleiten in den Spagat.
Huang ist ein gefeierter klassischer chinesischer Tänzer aus der polnischen Hauptstadt Warschau.
Er ist derzeit Erster Tänzer bei Shen Yun Performing Arts, einer in New York ansässigen Kompanie für klassischen chinesischen Tanz, die um die ganze Welt tourt. Huang bereitet sich gerade auf eine fünfmonatige Tournee vor, die am 22. Dezember beginnt.
Die Gruppe bereist fünf Kontinente und spielt an Orten wie dem Lincoln Center in New York, dem Opernpalast im Neuen Nationaltheater in Tokio und dem Palais des Congrès de Paris.
Die Mission von Shen Yun besteht darin 5000 Jahre chinesische Zivilisation wieder zu beleben und zu feiern, eine Mission, die für Huang besonders ergreifend ist.
Früher hatte er eine Vorliebe für alte chinesische Legenden, Literatur und Spiritualität. Aber er wuchs in Polen auf und fühlte sich von seiner Kultur getrennt.
Huang wusste, dass er diese Dinge in China nicht finden konnte, denn dort wurde ein beträchtlicher Teil der traditionellen Kultur während der Kulturrevolution zerstört und wird heute nicht mehr in ihrer authentischen Form präsentiert.
Stattdessen ging er nach New York.
Wiederherstellung einer verlorenen Kultur
Huang verfolgte weiterführende Studien im klassischen chinesischen Tanz an der Fei Tian Academy of the Arts in New York und zeigte beim Tanz sein außergewöhnliches Talent.
Er gewann den ersten Platz in der Kategorie der Männer beim Internationalen Klassischen Chinesischen Tanzwettbewerb 2014 von New Tang Dynasty Television.
Seit dem Beitritt zu Shen Yun übernahm Huang Hauptrollen von fiktiven und historischen Figuren wie einem ehrwürdigen Kaiser aus der chinesischen Geschichte und dem Affenkönig, einer Figur aus dem klassischen chinesischen Roman „Reise in den Westen“.
„Es gibt mir einen Sinn im Leben, wenn ich die traditionelle chinesische Kultur fördern kann“, sagt Huang.
Die Hauptrolle als Affenkönig verlangte von ihm komplizierte Sprünge, Drehungen und Salti – wie eine Reihe von aufeinanderfolgenden Spagat-Sprüngen und Luftakrobatik-Figuren, die sanft zu einem Spagat mitten in der Luft verschmolzen.
Die Bodenturntechniken des klassischen chinesischen Tanzes ähneln Kampfkünsten.
Solche Techniken wurden in China seit Tausenden von Jahren verwendet und haben die heutige Akrobatik und das Turnen beeinflusst.
Durch spannende Salti, Sprünge und die Anmut des Tanzes stellen die Darsteller von Shen Yun alte chinesische Folklore und ethnische Gruppen dar. Bei Shen Yun gibt es auch auf Geschichten basierende Tänze, die kurze geschichtliche Episoden und Szenen aus der klassischen chinesischen Literatur darstellen.
Die Vorführung ist eine umfassende, aber amüsante Art, den Zuschauern eine kulturelle Bildung zu vermitteln. Jeder Tanz wird von einem Live-Orchester begleitet, das östliche und westliche Instrumente umfasst.
Es gibt auch eine interaktive digitale Kulisse, die das Publikum zu schneebedeckten tibetischen Gipfeln und goldenen Pavillons der Tang-Dynastie führt.
Huang sagt, er sei auch daran interessiert zu erfahren, wie sehr die chinesische Kultur in Buddhismus und Daoismus verwurzelt ist.
Er praktiziert Falun Gong, eine spirituelle Meditationspraxis, die auf Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht basiert, und findet, dass ihn das in seiner Entwicklung als Tänzer weiter bringt.
„Es hat mein Herz stark verändert und meine Gedanken geklärt. Für einen Künstler ist der Zustand des Geistes und des Herzens direkt mit der Kunst verbunden, die er schafft“, meint er.