Porträt: Erster Tänzer Kenji Kobayashi
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Aus Magnifissance: „Eine Kunst, die die Seele anrührt
|Der Erste Tänzer von Shen Yun, Kenji Kobayashi“
Im Theater schwellen majestätische Klänge an, während sich der Vorhang langsam hebt und ein himmlisches Reich enthüllt. Für sterbliche Augen ist der Anblick fast zu prachtvoll. Erhabene und barmherzige Buddhas zeigen grandiose Mudras – die Sprache des Göttlichen. Um sie herum schweben zauberhafte himmlische Maiden in fließenden, ätherischen Gewändern über die Bühne. Ein allgemeines „Oh, wie schön“ erfasst das Publikum, während es in den Himmel entführt wird. Den Zuschauern treten Tränen in die Augen, denn sie verspüren eine ferne und doch vertraute Sehnsucht tief in ihren Herzen.
Obwohl Shen Yun Performing Arts jedes Jahr ein neues Programm auf die Beine stellt, beginnt die Aufführung immer mit einer ähnlichen Szene. Der Erste Tänzer Kenji Kobayashi bekommt bei dieser Eröffnungsszene Jahr für Jahr noch immer eine Gänsehaut.
Auf seinen alljährlichen Tourneen mit Shen Yun wird Kenji von einem Hochgefühl erfasst, wenn er die großartige Kunst des klassischen chinesischen Tanzes mit dem Publikum in aller Welt teilt. Sobald er die Bühne betritt, taucht er völlig in seine Rolle ein und vergisst alles andere.
Wenn Kenji spricht, ist er genauso so, wie wenn er tanzt – er bringt Herz und Verstand ganz ein. Mit seinem ansteckenden Lächeln ist er ein Quell positiver Energie, der alle um ihn herum beflügelt.
Seinen Traum verwirklichen
Kenji wuchs in Japan mit einem japanischen Vater und einer chinesischen Mutter auf. Als er 2006 zum ersten Mal eine Aufführung des in New York ansässigen Shen Yun in Tokio sah, wurde er sofort zum Fan. Fasziniert von der Würde der männlichen Tänzer, der Anmut der Tänzerinnen und der überwältigenden Kulisse ging Kenji voller Begeisterung nach Hause. Shen Yun hatte etwas Transzendentes und etwas, das die Seele anrührte, etwas, das andere Formen der Unterhaltung übertraf.
Von da an ging Kenji jedes Jahr zu Shen Yun. Er setzte sich das Ziel, an der Fei Tian Academy of the Arts aufgenommen zu werden, einer führenden Schule für klassischen chinesischen Tanz in New York, die viele der Shen-Yun-Künstler ausbildet.
Er sprach dreimal vor, bevor er angenommen wurde. Kenji war fest entschlossen, an der Fei Tian erfolgreich zu sein, und er sagte sich: „Ich kann jede Härte ertragen. Ich werde durchhalten.“ Lachend erzählt er, dass Fei Tian sich als noch härter herausstellte, als er es sich vorgestellt hatte, aber da seine Liebe zum Tanz immer stärker wurde, fand er die Kraft, durchzuhalten.
Bei Fei Tian hatte Kenji seine ersten Auftrittserfahrungen bei einem internen Wettbewerb. Dabei handelte es sich um eine Qualifikationsrunde, in der ermittelt wurde, welche Schüler für den Internationalen Wettbewerb für klassischen chinesischen Tanz des Fernsehsenders New Tang Dynasty (NTD) ausgewählt werden würden. Kenji beschreibt, wie es war, als er auf der Bühne tanzte: „Ich fühlte mich einfach ungemein glücklich, ungemein glücklich. Wenn man sich in die Rolle hineinversetzt, taucht man wirklich … wie soll ich sagen, man taucht in seine eigene Welt ein.“
Kenji war zu diesem Zeitpunkt erst ein Neuling auf dem Gebiet des Tanzes, aber er hatte sich zum ersten Mal richtig selig gefühlt.
Die Pflicht eines Sohnes
Zu Kenjis Ausbildung bei Fei Tian gehörte auch das Studium der chinesischen Geschichte, eines bunten Teppichs von Geschichten, Werten und Traditionen, die fünf Jahrtausende chinesischer Zivilisation umspannen. Kenji war begeistert von den Geschichten des alten Chinas mit ihren farbenfrohen Erzählungen über Loyalität, Rechtschaffenheit und den Kampf zwischen Gut und Böse. Er fand sie so fesselnd, dass sie für ihn wie Theaterstücke wirkten. „Je mehr ich las, desto spannender fand ich sie“, sagt er.
Durch das Medium des klassischen chinesischen Tanzes erweckten Kenji und seine Mitstreiter diese Geschichten zum Leben und stellten traditionelle Tugenden wie Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit und Integrität vor. Die Vorbilder der chinesischen Geschichte waren für Kenji auch Denkanstöße. „Ihre Geschichten und die Art, wie sie sich verhalten haben, können uns inspirieren“, sagt er und wirft die Frage auf: „Was für ein Mensch willst du letztendlich sein?“
2016 choreografierte Kenji einen eigenen Tanz für den 7. Internationalen Wettbewerb für klassischen chinesischen Tanz von NTD. Die Geschichte dreht sich um einen jungen Krieger, der zwei traditionellen chinesischen Tugenden folgen will: Ehrerbietung gegenüber den Eltern und Loyalität.
Die Geschichte beginnt damit, dass der junge Mann von seinem Vater in den Kampfkünsten unterrichtet wird. Der Vater erklärt ihm, wie wichtig es ist, seinem Land in Zeiten der Not zu dienen. Später stirbt sein Vater auf dem Schlachtfeld, was den jungen Mann in tiefe Trauer stürzt. Aber er erinnert sich an die Worte seines Vaters und beschließt schließlich, das Vermächtnis seines Vaters fortzuführen, indem er seinem Land dient.
Die Geschichte liegt Kenji sehr am Herzen, denn auch er hat seinen Vater verloren, als er erst 17 Jahre alt war. Wenn Kenji von seinem Vater spricht, sprudeln seine Worte nur so vor Bewunderung. Sein Vater war ein zuverlässiger Mann, der Verantwortung trug und sich selbstlos für andere einsetzte. Bei den Mahlzeiten aß er die Reste anderer Leute, und in Restaurants ließ er immer die anderen das Menü auswählen. „Er hat nie an sich selbst gedacht. Er hat immer zuerst an die anderen gedacht“, sagt Kenji. Für Kenji war sein Vater ein großes Vorbild. „Egal, was passierte, er war immer für uns da und beschützte uns“, sagt er.
Kenji war in der Schule, als er von seiner Mutter den Anruf erhielt, der seine Welt aus dem Gleichgewicht brachte. In solchen Momenten, sagt Kenji, geht es um eine Entscheidung. Für ihn war dies eine Zeit der plötzlichen Reifung, in der er lernte, sich der Welt allein zu stellen: „Ich konnte nicht mehr der naive Junge sein. Ich musste anfangen, viel mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Und der junge Mann in der Geschichte entschied sich dafür, das Erbe seines Vaters und dessen Lebensziele weiterzuführen.
Um den Helden in der Geschichte zum Leben zu erwecken, feilte Kenji unermüdlich an seiner Interpretation der Figur. Jedem Atemzug, jeder Geste und jeder Bewegung fügte er Schichten von Nuancen und Gefühlen hinzu, um den allmählichen Wandel des jungen Mannes von Verzweiflung zu Entschlossenheit zu zeigen. Und wie eine Melodie zu einer Symphonie wird, so schuf Kenji eine facettenreiche Figur, deren nachvollziehbare Gefühle das Publikum mitreißen.
„Sich auf der Bühne in eine Rolle hineinzuversetzen, ist einfach ein reines Vergnügen. Wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, wenn man emotional gereift ist und technisch bis zu einem gewissen Punkt geprobt hat, ist man nicht mehr nervös; es ist einfach nur Freude“, erklärt Kenji.
Am Ende der Szene wirft Kenji mit entschlossenem Blick den Umhang seines Vaters auf die Schultern, wischt sich die Tränen weg und nimmt einen langen Speer in die Hand, um sich auf den Kampf vorzubereiten. Kenjis ergreifende Darbietung, eine strahlende Hommage an seinen eigenen Vater, wurde mit Gold ausgezeichnet.
Unerschöpfliche Kunst
Im Laufe der Jahre haben Kenjis ausdrucksstarke Darbietungen viele in ihren Bann gezogen. Ein treuer Fan, ein japanischer Großgrundbesitzer, sah Shen Yun dreimal in Japan (alle im selben Jahr) und war immer noch erpicht auf mehr. Also flog er mit seiner Frau nach Taoyuan in Taiwan, nur um Shen Yun ein weiteres Mal auf der Bühne zu sehen. Als der Vorhang fiel, sah man den Grundbesitzer aufstehen, begeistert applaudieren und Kenjis Namen rufen.
Dieser Zuschauer ist nur einer von vielen, die von den Aufführungen von Shen Yun berührt, inspiriert und ermutigt worden sind. Wenn Kenji den tosenden Applaus nach einer Shen-Yun-Aufführung hört und die Menschen in den Aufnahmen der Zuschauerinterviews lachen oder weinen sieht, wird ihm bewusst, welche Wirkung Shen Yun auf die Menschen hat. „Es ist eine Wechselbeziehung. Wir geben ihnen, und sie geben auch uns“, meint Kenji. „All dein Schmerz und deine Erschöpfung waren es so sehr wert! So ein Gefühl ist das wirklich.“
Kenji kann sich ein Leben ohne den klassischen chinesischen Tanz nicht mehr vorstellen. Diese magische Kunst hat seine Seele über ein Jahrzehnt lang genährt und ist zu einer lebenslangen Entdeckungsreise geworden. „Egal, wie viel man studiert und wie tief man gräbt, man wird nie alles ausgraben können“, sagt er. „Es geht einfach zu tief und zu weit. Je mehr man sich damit befasst, desto mehr bleibt übrig. Man wird nie den Gipfel erreichen oder die Perfektion erreichen. Auch wenn du später vielleicht körperlich nicht mehr tanzen kannst, wird sich doch deine Auseinandersetzung mit dem Tanz immer weiter vertiefen.“
„Ich kann es nur schwer in Worte fassen“, sagt Kenji, „aber das ist mein Leben, das, was ich mir für mein Leben wünsche. Ich glaube nicht, dass ich es jemals aufgeben könnte!“