Chinesische Botschaft erpresst KBS Hall in Seoul, Aufführungen von Shen Yun abzusagen
AKTUELLER ÜBERGRIFF STEHT IN EINER BEUNRUHIGENDEN REIHE VON ZENSURMAßNAHMEN IN SüDKOREA
Ein südkoreanisches Gericht erließ am 4. Mai eine Verfügung, der zufolge vier Aufführungen von Shen Yun in Seoul annulliert werden und widerruft damit einen früheren Gerichtsbeschluss, der das Rechte der Kompagnie, die Vorstellungen durchzuführen, verteidigte. In der Verfügung heißt es eindeutig, dass die Annullierung aufgrund von Drohungen, insbesondere finanzieller Art, seitens der Botschaft der Volksrepublik China erfolge.
Ursprünglich hatte Shen Yun einen Vertrag mit der KBS Hall in Seoul, der die Aufführung von vier Shows vom 6.-8. Mai vorsah. Aber am 22. Januar widerrief KBS Hall, nach dem Erhalt eines Briefes der Chinesischen Botschaft in Südkorea, die Anmietung des Aufführungsortes. Der Brief beinhaltete die üblichen Verleumdungen und Lügen über Shen Yun, die die Chinesische Kommunistische Partei seit Gründung von Shen Yun vor zehn Jahren verbreitet. Er beinhaltete auch Drohungen, mögliche Geschäfte mit China zu stoppen.
Der Veranstalter von Shen Yun in Südkorea, New Cosmos Media, brachte den Fall dann vor Gericht. Am 19. April erließ das Gericht des Süd-Distrikts von Seoul eine Verfügung, aus der hervorging, dass die Absage nicht haltbar und Shen Yun zu erlauben sei, bei KBS aufzutreten. Aber am 29. April verfertigte die Botschaft ein weiteres offizielles Papier und schickte es an KBS Hall, wieder mit den gleichen Verleumdungen und Drohungen. So widerrief das Gericht am 4. Mai seine Entscheidung und annullierte die vier Vorstellungen von Shen Yun – obwohl bereits Tausende von Eintrittskarten verkauft waren.
Die gerichtliche Verfügung deckte auch die darin enthaltene finanzielle Drohung auf. Das Gericht merkte an, dass KBS oder das Korean Broadcasting System, der nationale Sender, dem die Halle gehört, zurzeit in China sendet. Wenn die Shows von Shen Yun abgesagt würden, so argumentierte der Beschluss, dann müsste das Theater nur den Verlust der Kompagnie ausgleichen. Aber wenn Shen Yun auftreten und daraufhin die Chinesische Kommunistische Partei Vergeltung üben und KBS die Senderechte für China entziehen würde, dann würde für KBS ein Verlust von acht Millionen Dollar aufwärts entstehen.
Beunruhigendes Muster in Südkorea
Es ist nicht das erste Mal, dass Vertreter der Chinesischen Kommunistischen Partei sich bei Aufführungen von Shen Yun eingemischt haben. Nicht zufrieden damit, Shen Yun vom Auftreten in China abzuhalten, haben sie seit der Gründung der Kompagnie wiederholt versucht, Shen Yun zu sabotieren. Die dabei eingesetzten Taktiken haben sich oft geändert und schlugen meistens fehl – manchmal führten sie sogar zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit und verstärktem Ticketverkauf.
In all den Jahren gab es folgende Taktiken:
- Das Entsenden von Gruppen, die mit Shen Yun weltweit konkurrieren sollten, und damit der Versuch, es Shen Yun unmöglich zu machen, finanziell zu überleben. Oft fanden die konkurrierenden Shows auf der anderen Straßenseite der Theater von Shen Yun zu exakt denselben Terminen statt. Nach den ersten Jahren wurde diese Taktik überwiegend aufgegeben.
- Manipulationen an den Tour-Fahrzeugen von Shen Yun. Einmal wurde am Vorderreifen eines Busses ein Schnitt derart angebracht, dass aus diesem die Luft nicht vor Ort entweichen, sondern unter hohem Druck auf der Autobahn explodieren würde; glücklicherweise wurde das bei einer Kontrolle entdeckt. Mehrere solcher Vorfälle wurden registriert, aber in den letzten Jahren haben sie Dank erhöhter Sicherheitsmaßnahmen rund um die Shen Yun-Fahrzeuge auch fast aufgehört.
- Durch ihre Botschaften und Konsulate hat die Chinesische Kommunistische Partei oft versucht, Theater unter Druck zu setzen, um bereits terminierte Vorstellungen von Shen Yun abzusetzen. Ihre Vertreter haben angerufen, Briefe geschrieben und Theater in Nordamerika, Asien und Europa aufgesucht, um sie dazu zu bringen, mit Shen Yun keine Verträge abzuschließen oder bereits bestehende Absprachen für null und nichtig zu erklären. Sie drohten oft damit, dass die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit China darunter leiden würden, falls sich die Theater nicht fügen würden.
Eine Aufstellung der verschiedenen Taktiken und wie sie sich mit der Zeit entwickelt haben, sind hier zu finden: Unsere Herausforderungen.
Eine Aufstellung, die die 59 Störfälle und Sabotageversuche dokumentiert finden Sie hier: Who’s Afraid of Shen Yun?
Die zuletzt zitierte Taktik fand Anwendung bei KBS Hall. In den meisten freien Ländern funktioniert diese Strategie nicht. Theater-Manager und örtliche Beamte sind oft darüber verärgert, dass eine ausländische Regierung vorzuschreiben versucht, welche Shows gezeigt werden sollen.
In diesem Jahr hat sich KBS Hall leider der Chinesischen Botschaft gebeugt, und ebenso das südkoreanische Distrikt-Gericht, es hat sich sogar gegen sein eigenes besseres Urteil in der anfänglichen gerichtlichen Verfügung gewandt und dem Druck nachgegeben.
Geschichte der Sabotage in Korea
Während die überwiegende Mehrheit der Theater auf der ganzen Welt dieser Form der Einmischung widerstehen konnte, haben sich südkoreanische Theater im Laufe der Jahre als anfälliger erwiesen.
Vor dem Vorfall in dieser Woche wurden bereits fünf Störfälle dokumentiert:
April 2007: In der Keox Auditorium Hall waren vom 23.–26. April von New Tang Dynasty Television organisierte Shen Yun-Vorstellungen geplant. Am 16. März wurde NTD über die Absetzung der Show informiert. Der Fall wurde mit der Begründung vor Gericht gebracht, dass die Vorstellung durch Druck seitens der chinesischen Botschaft abgesagt wurde. NTD gewann den Fall, aber das Theater weigerte sich, seine Türen zu öffnen, und die Vorstellung musste abgesagt werden.
Februar 2008: Die für die KBS Busan Hall (im Besitz des staatlichen KBS TV) geplanten Shen Yun-Aufführungen wurden aus Angst vor diplomatischen Auseinandersetzungen mit dem chinesischen Regime gestrichen. Der Fall wurde vor Gericht gebracht, das die Rechtmäßigkeit der Absetzung der Vorstellung bestätigte.
Februar 2008: Die im Grand Peace Palace der Kyung Hee Universität geplanten Shen Yun-Aufführungen wurden abgesagt. Begründet wurde dies mit einer Überschneidung des Zeitplans mit anderen Aktivitäten der Universität. Aber der Druck der chinesischen Botschaft in Seoul war offensichtlich, und der Fall kam vor Gericht. Der Veranstalter gewann den Fall und die Vorstellung fand wie ursprünglich geplant statt.
Februar 2009: Shen Yun sollte im Universal Art Center (im Besitz einer religiösen Stiftung) auftreten. Aber die chinesische Botschaft in Seoul drohte damit, dass die Mitglieder der koreanischen Stiftung, die geschäftlich mit China zu tun haben, kein Visum erhalten würden, falls das Theater die Show nicht absagt. Außerdem würde die Stiftung den Verlust von Hunderten von Millionen Dollar riskieren, die sie in China investiert hatte. Die Show wurde zunächst abgesagt, aber der Fall wurde vor Gericht verhandelt, die Kündigung aufgehoben und die Show erfolgreich durchgeführt.
Januar 2011: Für den 19. Januar hatte der südkoreanische Falun Dafa-Verein eine Aufführung im Busan City Cultural Center geplant. Am 12. November 2010 unterzeichnete er einen Mietvertrag mit dem Kulturzentrum. Aber am 21. Dezember übersandte das Theater dem Veranstalter die Mitteilung, dass es die Vorstellung absagen und somit den Vertrag nicht einhalten werde. Am 16. Januar, drei Tage vor der Vorstellung, hielt der Veranstalter eine Pressekonferenz vor dem Chinesischen Konsulat in Busan ab und am 18. Januar 2011 legte sie der Zweiten Verwaltungsabteilung des Amtsgerichts Busan eine Petition vor. Am nächsten Morgen, während das Gericht den Fall überprüfte, fuhren die Shen Yun-Künstler und Techniker zum Theater von Busan, um die Vorstellung für die Nacht vorzubereiten, wurden aber nicht hineingelassen. Gegen Mittag erreichte das Bezirksgerichtsurteil das Theater mit der Anweisung, Shen Yun auftreten zu lassen. Nach einem halsbrecherischen Aufbau in weniger als der Hälfte der üblichen Zeit, fand die Vorstellung von Shen Yun vor vollem Haus statt.
Eindeutige Beweise
In der Vergangenheit, als die chinesischen Konsulate und Botschaften versuchten Aufführungen von Shen Yun zu sabotieren, gaben sie niemals zu, auf die Theater, gewählte Amtsträger oder das Rechtssystem anderer Länder Druck ausgeübt zu haben. Aber dadurch, dass zwei offizielle Dokumenten an die KBS Hall in Seoul geschickt wurden, lieferte die chinesische Botschaft dieses Mal direkte Beweise für ihre Absichten.
Die gerichtlichen Anordnungen dokumentieren diese Manipulationstaktiken über Chinas Grenzen hinweg. Sie belegen auch, wie das Regime versucht, politische Macht und die Aussicht auf finanzielle Vorteile einzusetzen, um die Welt der darstellenden Künste zu zensieren.