Chinesischer ethnischer und Volkstanz vs. klassischer chinesischer Tanz
Das Markenzeichen des Shen Yun-Programms ist der klassische chinesische Tanz. Daneben gibt es aber in jeder Spielzeit auch Stücke mit chinesischen, ethnischen und Volkstanzstilen. Sie sprühen vor Energie und haben meist eingängige Rhythmen, schöne Kostüme und lustige Requisiten. Aber kennen Sie die wirklichen Unterschiede zwischen diesen Tanzformen und dem klassischen chinesischen Tanz?
Ethnischer Tanz
In China gibt es 56 offiziell anerkannte ethnische Gruppen, darunter Mongolen, Tibeter, Mandschu, Yi, Hmong und Dai. Einige von ihnen können noch weiter unterteilt werden; die Yi zum Beispiel bestehen aus Untergruppen, die sechs untereinander unverständliche Sprachen sprechen.
Von den Steppen im Norden bis zu den Subtropen im Süden, von den Küstenregionen im Osten bis zu den Wüsten im Westen führen die verschiedenen ethnischen Gruppen sehr unterschiedliche Lebensstile. Viele von ihnen verfügen über ein jahrtausendealtes Erbe, zu dem auch künstlerische Traditionen wie der Tanz gehören.
Ethnische Tänze sind im täglichen Leben, in jahreszeitlichen Festen und in kultischen Ritualen verwurzelt. Ihre Bewegungen verkörpern die Ästhetik und die geschätzten Werte ihres Volkes.
Nehmen wir den mongolischen, ethnischen Tanz. Dieser Stil stellt das Leben der nomadischen Hirten dar, die das offene Grasland ihr Zuhause nennen. Die Bewegungen imitieren oft das Reiten, die Jagd, das Melken des Viehs und die majestätischen Adler, die über den Köpfen schweben. Tischgeschirr – Stäbchen, Tassen und Schüsseln – sind häufige Requisiten, denn bei traditionellen Feiern greifen die Mongolen zu ihren Utensilien und tanzen nach Herzenslust, oft als Zeichen der Gastfreundschaft. Der mongolische Tanz zeichnet sich durch Kraft und Stolz aus, seine Bewegungen sind schwungvoll und ungehemmt.
Volkstanz
Die chinesischen Volkstänze entstammen den gemeinsamen Traditionen von Chinas größter ethnischer Gruppe, den Han. Die verschiedenen Volkstanzstile sind mit den Traditionen der in verschiedenen Regionen lebenden Han-Völker verbunden.
Historisch gesehen wurden Volkstänze oft im Rahmen von Erntefeiern aufgeführt. Viele Tanzelemente stammen aus der Landwirtschaft und dem Landleben, wie beispielsweise „Ärmel hochkrempeln“ (wan xiu), „Kaninchen im Bau“ (tu er xuan wo), „Schritte beim Graben“ (wa bu) und „Samen streuen“ (die zi er). Zu den üblichen Requisiten gehören Taschentücher, Bänder, Fächer und Trommeln in allen Größen.
Ethnische Tänze und Volkstänze wurden nicht für eine professionelle Theateraufführung konzipiert. Vielmehr handelt es sich um althergebrachte, aber nicht systematisierte Stile, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. In einer Shen Yun-Aufführung bringen sie Abwechslung und Vielfalt in das kulturelle Erlebnis.
Klassischer chinesischer Tanz
Klassischer chinesischer Tanz ist eine der umfassendsten und ausdrucksstärksten Tanzformen der Welt. Er geht über regionale und sogar ethnische Unterschiede hinaus. Er beinhaltet sowohl eine systematische Ausbildung der tänzerischen Grundlagen als auch ein breites Spektrum an schwierigen technischen Bewegungen.
Der klassische chinesische Tanz wurde über Jahrtausende hinweg verfeinert und bereichert. Er wurde zuerst am kaiserlichen Hof aufgeführt und verbreitete sich von dort aus in der Bevölkerung. In seiner frühen Entwicklungsphase wurde der klassische chinesische Tanz stark von den chinesischen Kampfkünsten und der Oper beeinflusst. Die Terminologie vieler Posen und technischer Bewegungen verrät ihren kriegerischen Ursprung, beispielsweise „Schwerthand“ (jian zhi), „Bogen- und Pfeilhaltung“ (gong jian bu), „Kavalleriehaltung“ (ma bu) und „Rad von Wind und Feuer“ (feng huo lun).
Die Anforderungen an professionelle Tänzer sind hoch und umfassen ein hohes Maß an Flexibilität, Kraft und die Beherrschung von Drehungen, Überschlägen und Sprüngen.
Viele ethnische und Volkstanzstile erfordern dagegen fortgeschrittene Fähigkeiten im Umgang mit bestimmten Requisiten. Dazu gehört beispielsweise das Drehen und Wirbeln von Taschentüchern in einem Volkstanz oder das Balancieren eines Stapels von Schalen auf dem Kopf in einem mongolischen Tanz, sowie die Beherrschung eines Stils, wie beispielsweise die „drei Kurven“, die für die Körperhaltungen im ethnischen Dai-Tanz erforderlich sind.
Die ganze Bandbreite
Ethnische Tänze und Volkstänze sind in der Regel fröhlich und feierlich. Sie machen Spaß und sind beschwingt. Der klassische chinesische Tanz hat im Vergleich dazu ein breiteres Spektrum, drückt eine Reihe von Emotionen aus und porträtiert spezifische Charaktere und komplexe Handlungsstränge. Durch die Darstellung von Legenden aus verschiedenen Dynastien vermittelt der klassische chinesische Tanz auch die tiefe Moral und die innere Bedeutung, der in ihnen steck, und erweckt die unglaubliche Tiefe einer fünftausendjährigen Zivilisation zum Leben.
Durch die Einbeziehung ethnischer und volkstümlicher Tänze neben der klassischen Form und den auf Geschichten basierenden Tänzen, ist die Aufführung in der Lage, ein weites Spektrum der traditionellen chinesischen Kultur zu zeigen.
Um mehr über die verschiedenen ethnischen und volkstümlichen Traditionen Chinas zu erfahren, besuchen Sie die folgenden Links.