Eine Entdeckungsreise führt zu Shen Yun
VON EVAN MANTYK MIT SEINEM INTERESSANTEN HINTERGRUND PASST DER NEUE DIRIGENT GUT DAZU
Legenden erzählen vom furchtlosen Wikinger Leif Erikson, einem Entdecker, der rund 500 Jahre vor Kolumbus an nordamerikanischen Küsten an Land ging. Heute steht Leif Erikson Sundstrup wie ein Abenteurer, der eine weitere neue Welt entdeckt, an der Spitze eines Orchesters von Shen Yun Performing Arts.
Shen Yun gewinnt internationale Anerkennung für einen Klang, der für das meist westliche Publikum sowohl klassisch als auch völlig neu ist. Sein Orchester verbindet die Mystik von Chinas reicher 5000 Jahre alter Kultur mit der Klasse der westlichen Orchester. Neben den klassischen westlichen Instrumenten wie Blechbläser, Holzbläser und Streicher fügt es traditionelle chinesische Instrumente wie die zweisaitige Erhu, die gezupfte Pipa und altertümliches Schlagzeug hinzu.
Seine Aufgabe besteht zwar darin die Tanzvorstellungen zu begleiten, doch seine faszinierenden Klänge sind ebenso Teil des Shen Yun-Erlebnisses wie die Geschichten und Legenden auf der Bühne, die bunten ethnischen und Volkstänze, die erhebenden Gesangsdarbietungen, die animierten digitalen Kulissen oder die glänzenden Kostüme.
In diesem Monat bereiten sich Sundstrup und das Shen Yun-Orchester auf die Spielzeit 2014 vor. Unter Sundstrups Dirigentenstab wird das Orchester in Theatern wie dem Kennedy Center in Washington, DC und dem New Yorker Lincoln Center auftreten.
Die Spielzeit 2014 ist Sundstrups erste Spielzeit mit dem Ensemble. Wie sein Namensvetter genießt der Dirigent die Möglichkeit die Welt zu bereisen und hat es auch schon oft getan. Nun ist er gespannt darauf, die Shen Yun-Musik mit einem neuen Publikum zu teilen.
Gibt es wirklich eine Verbindung zwischen seiner bevorstehenden Tournee und den Reisen des legendären Entdeckers? „Der Name stammt sowohl von dem Entdecker, der exakt 1000 Jahre älter ist als ich, als auch von meinem Vater, dessen Name Erik ist.“
Ein vielfältiger Hintergrund
Der Leif Erikson von heute wurde 1970 in Papua-Neuguinea geboren, wo sein Vater arbeitete. Die Familie zog nach Australien als er zwei war, wo er auch aufwuchs. Nach seinem Bachelor in Musik an der University of New England (New South Wales) machte Sundstrup dann seinen Master-Abschluss als Dirigent am London College of Music, wo er den Austin Fancourt-Preis für herausragende musikalische Leistung erhielt. Später erlangte er einen Doktortitel in Musik-Komposition an der University of Wollongong in Australien. Seine persönlichen Auszeichnungen umfassen den Gewinn des nationalen Dirigentenwettbewerbs der Symphony Australia 1996 und seit Kurzem die „Administrators’ Medal“ für besondere Verdienste um Australiens Darwin Symphony Orchestra und das Northern Territory.
Sundstrup, mit einem Dauergrinsen auf den Lippen, gibt sich lebhaft und gesellig. Er war es auch, der beim Auftritt des Shen Yun Symphonieorchesters in der Carnegie Hall im Oktober während der letzten Noten das Publikum hänselte. Es sind sowohl sein Charisma als auch sein Talent, die es ihm ermöglichten, alle wie in einem Verzeichnis aufgeführten großen Orchester Australiens zu dirigieren - das Sydney Symphony Orchestra (Assistierender Dirigent am Sydney Opera House), das Melbourne Symphony Orchestra (Partnerdirigent), das Queensland Symphony Orchestra, das State Orchestra of Victoria, das West Australian Symphony Orchestra, das Tasmanian Symphony Orchestra, das Darwin Symphony Orchestra (Chefdirigent und Künstlerischer Leiter) und das Australien Ballet (in leitender Position). Auf dem Weg zur New Yorker Shen Yun-Zentrale war er auch Kapellmeister am Royal Oman Symphony Orchestra, das regelmäßig sowohl für die öffentlichen wie auch privaten Funktionen des Sultans auftritt.
Nun schließt er sich einer vielfältigen Gruppe von versierten Künstlern an. Das weltweit führende klassische chinesische Tanz- und Musik-Ensemble Shen Yun stammt nicht aus China (wo die künstlerische Freiheit noch begrenzt ist), sondern aus New York. Tänzer des Ensembles, die zur Weltelite zählen, sind ethnische Chinesen aus der ganzen Welt. Die Musiker sind ein noch vielfältigerer Haufen, was vielleicht ganz gut von den vier Dirigenten symbolisiert wird - neben dem Australier Sundstrup zählen dazu auch Milen Nachev aus Bulgarien, William Kuo aus Taiwan und Yohei Sato aus Japan.
„Ich denke, es ist einfach ein Hotspot der großen künstlerischen Talente und es gehört jedes einzelne Detail dazu, um so etwas zu erreichen“, sagt Sundstrup.
Bei einer Probe, die von Sundstrup dirigiert wird, der (australisches) Englisch spricht, sind gleichzeitig auch Gespräche in Mandarin, Russisch und Spanisch zu hören. Doch irgendwie funktioniert die Zusammenarbeit. „Shen Yun ist wie eine Familie und jeder kommt damit sehr gut zurecht. Eine Sache, die mir auffiel, ist, dass alle vor allem während der Proben so aufmerksam und konzentriert sind“, erzählt er.
Sundstrup fügt hinzu, dass die Reaktion der Zuschauer eindeutig ausfalle. „Sie sagen alle etwas Ähnliches — dass sie diese göttliche Kraft des Orchesters spürten, die nicht nur von den fantastischen Kompositionen herrührte, die wir aufführten, sondern es gebe auch eine Energie, die von den Spielern ausgehe.“
Er sieht die Vielfalt von Shen Yun und die spirituelle Anziehungskraft der alten chinesischen Kultur als ein Pluspunkt in einem Markt, in dem viele traditionelle Orchester schrumpften und ihre Inspiration verloren hätten.
Er fügt hinzu: „Ich denke, das Orchester ist gerade dabei sich einen internationalen Ruf nicht nur für Innovation, sondern auch für künstlerische Vitalität anzueignen. Es wächst sehr, sehr schnell und wird zu etwas, das niemand jemals wird vermissen wollen.“