Meine doppelte Identität als Tänzerin und Sängerin
Es ist schwer, ein professioneller Tänzer oder Sänger zu sein, aber wie ist es eigentlich, wenn man in einer Show beide Rollen ausfüllt? Diese Frage stellen mir viele Leute und ehrlich gesagt ist es das anspruchvollste, das ich zu beherrschen lernen muss.
Wie fing es an?
Meine Kindheit bestand jeden Tag aus Gesang, Tanz und Musik, was ich auch immer genoss. Als ich mit der Ausbildung im klassischen chinesischen Tanz anfing, sagte man mir, ich müsse wahrscheinlich den Gesang vergessen, weil er sich vollkommen vom Tanz unterscheide, die Atemtechniken seien unvereinbar und so weiter ...
„Okay, gut, Tanzen ist schon ziemlich interessant und schwierig“, dachte ich und konzentrierte mich deshalb auf die Verbesserung meiner tänzerischen Fähigkeiten. Später, als ich nur zum Spaß mit anderen Tänzern sang, wurde im Ensemble allmählich bekannt, dass ich singen konnte, und andere Künstler ermutigten mich, einige Gesangsstunden zu nehmen.
Bei meinem ersten Auftritt als Sängerin war ich sehr nervös. Bisher setzte ich als Tänzerin meinen Körper ein, aber nicht meine Stimme.
Was mache ich jetzt?
Jetzt sind ein paar Jahre vergangen und ich konnte mich sowohl als Tänzerin wie auch als Sängerin verbessern. Ich beschreibe einmal mein Routineprogramm:
Im Theater markiere ich zunächst die Bühne mit den Tänzern, danach mache ich den Soundcheck mit den Sängern. Neben meinem Tanzkostüm und meinem Haarteil bekomme ich auch meine Kleidung als Sängerin und Stöckelschuhe. Nach der Tanzvorstellung wechsle ich schnell mein Kostüm, trinke etwas Wasser, wärme mich ein bisschen auf, gehe hinaus und singe. Danach schlüpfe ich für den letzten Teil der Show wieder in eine Tanzkleidung. Wie wir Aussies sagen: “Too easy!”
Um Ihnen die Wahrheit sagen, am Anfang war es wirklich schwierig. Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass ein Vollzeit-Tänzer des klassischen chinesischen Tanzes auch ein Solosänger sein kann. Es fühlte sich so merkwürdig an, das Publikum zuerst mit Tanz, dann mit Gesang und das gleiche Publikum danach wieder mit Tanz zu unterhalten. Fast so, als würde ich mich heimlich verwandeln.
Als ich zum ersten mal als Sängerin auftrat, zog ich es vor zu tanzen, weil ich die Bühne mit anderen teilen konnte, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Ich war mit dem Tanzen auch vertrauter, weil ich bereits gelernt hatte, meinen Körper als Tänzerin zu kontrollieren. Als ich anfing, als Sängerin aufzutreten, fühlte ich mich unwohl, weite Kleider und Stöckelschuhe zu tragen. Ich stand in der Mitte der Bühne vor einem Meer von Menschen, alle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet, das Lied und meine Stimme - eek!
Nachdem ich mehr Erfahrung hatte, lernte ich, nicht zu viel zu denken und nur mit dem Strom zu schwimmen. Schließlich geht es bei der Vorstellung darum, anderen etwas zu geben und die Gelegenheit zu haben, sehr viele Menschen zu unterhalten. Und beides zu tun macht mich sehr glücklich.
Am Ende des Tages sind nicht unsere eigenen Rollen am wichtigsten, sondern es ist wirklich die Anstrengung jedes einzelnen, die die Show gelingen lässt. Also werde ich weiterhin die Momente und Gelegenheiten zu schätzen wissen, die es mir ermöglichen, dazu beizutragen.
Und es ist wirklich nicht so schwer ... solange ich nicht gleichzeitig singen und tanzen muss. Mit einem Taschentuch zu winken oder herumzuwirbeln und einige Noten anzuschlagen – das wäre wirklich verrückt!
Rachael (Yu Ming) Bastick
Sopranistin
7. März 2013