Auftritte in der Winterzeit – Viel zu kalt
Eine Tour ist wie ein Kampf. Jedes Jahr überstehen wir zahlreiche Rückschläge, überwinden verschiedene Hindernisse und trotzen den Elementen, um eine tadellose Darbietung zu zeigen.
Die Schwierigkeiten, die eine Tour mit sich bringt, sind endlos. Von anstrengenden Busreisen über rutschige Bühnenböden bis zu fehlender Zeit für Proben vor den Shows. Schwierige Umstände tauchen immer wieder während eines Tourverlaufs auf und variieren von Ort zu Ort. Ein Element, das uns unaufhörlich auf unserer Winter-Tournee begleitet und versucht, jede Bewegung zu behindern — ist die Kälte.
Geboren und aufgewachsen unter der australischen Sonne (und sozusagen dem Ozonloch), sind meine unabänderlich gebräunte Haut und mein an Wärme angepasster Körper die stechende Kälte der nordamerikanischen Winter nicht gewohnt. Mein Mangel an Anpassungsfähigkeit zeigt sich an meinen verletzten Händen. Aufgerissene und rote Haut an den Knöcheln und gelegentliches Bluten. Es hat den Punkt erreicht, dass ich in Betracht zog, eine Grundierung mit Makeup aufzutragen, um die Verfärbungen zu verheimlichen. Ich hatte Angst, dass sie während des Auftritts die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen würden. Ich verwarf die Idee, nachdem ich entschieden hatte, dass von Makeup verschmutzte Kostüme ein größeres Problem seien, als das zuerst genannte.
Im letzten Jahr war ich begeistert davon, auf Asientour zu gehen. Ich hegte die Hoffnung, zwischen dem tropischen Taiwan und dem sonnigen Australien dem harten Winter in Amerika zu entgehen. Zu meiner vollkommenen Bestürzung, hat mich das pazifische Wetter im Stich gelassen.
Zuerst trafen wir auf ein frierendes Südkorea. Okay, na gut. Aber dann schien es, als würden wir auf unserem Weg nach Sydney eine massive Kaltfront hinter uns herziehen. Sydney hatte kurz vor unserer Ankunft eine Hitzewelle erlebt. Das vorherbstliche Melbourne war nicht besser und um noch einen draufzusetzen, erreichten wir Taiwan gerade rechtzeitig, um dessen kältesten März in den letzten zehn Jahren zu erleben. Ich begann mich zu fragen, ob die Kälte uns nur folgte, um sich über mein Verlangen nach einer sonnige Auszeit lustig zu machen.
In diesem Jahr tourte mein Ensemble durch Nordamerika und trotz der eigentlich relativ milden Winter, war die Kälte unser ständiger Begleiter. Unseren ersten Auftritt hatten wir in Ottawa, den nächsten im nördlich liegenden Rochester in New York und bald gehen wir nach Europa und spielen in Städten wie Stockholm.
Kälte bedeutet gefährliche Straßenbedingungen während unserer langen Busreisen. Kälte bedeutet zufrierende Motoren. Kälte bedeutet in Daunenmänteln und in Theatern mit mangelhafter Beheizung zu proben. Kälte bedeutet unsere Koffer mit kälteabweisender Kleidung zu packen, die wenig Platz für Souvenirs lassen. Kälte verursacht triefende Nasen … Australier mögen keine Kälte.
Aber wir geben unser Bestes, um uns nicht davon abhalten zu lassen, alles zu tun, damit die Aufführung ein Erfolg wird. Wir ertragen es. Wenn wir den Truck mit den Requisiten entladen, tragen wir Handschuhe, Übermäntel, Hüte und Schals. Wir geben alles auf der Bühne, egal wie schlecht sich unsere Körper fühlen, oder wie sehr unsere Nasen laufen. Es macht uns nichts aus, zusätzliche Koffer mit uns herumzuschleppen. Solange wir auftreten können, sind wir glücklich und zufrieden.
Einer unserer Tänze in diesem Jahr heißt „Snowflakes welcoming spring“. Dabei wird mit weißen Taschentüchern auf künstlerische Weise eine verschneite Winterszene dargestellt. Der Tanz endet mit einem Signal für das Ankommen des Frühlings und einem Funken der Hoffnung, was ich auf eigentümliche Weise nachempfinden kann. Erneuerung, die aus schwierigen Umständen entsteht.
Komm schon Europatour: Ich habe meine Handschuhe eingepackt!
Cherry He
Ein "Aussie", die in der International Company von Shen Yun tanzt
24. Februar 2012