Tokio schätzen
Wir beendeten gerade unsere Aufführung in Tokio und was für ein Vergnügen es war! Eine Reihe von Dingen fiel mir auf. Die japanische Aufmerksamkeit für Ästhetik und Manieren ist ziemlich bemerkenswert. Angefangen wie man sich morgens fertigmacht (sehr, sehr sauber und ordentlich, wenigsten für diejenigen, die diese Tradition wertschätzen), die Art und Weise, wie das Essen angeordnet wird, bis hin zu den Einzelheiten des Dekors, es war wirklich erfreulich, dies zu erleben.
Unsere Hotelzimmer begrüßten uns mit einem schön gefalteten Yukata (japanisches Gewand) und einem gefalteten Origami-Papierkranich auf dem Bett. Kleine Sträuße aus Seidenblumen waren überall ausgelegt – im Innenraum der Busse ebenso wie draußen vor den Gemischtwarenläden.
Das volle formale „ohayo gozaimasu“ (guten Morgen) von einer sehr gebrechlichen älteren Frau, als sie aus dem Aufzug ausstieg, wird in meinem Kopf hängen bleiben. „Guten Morgen“, „guten Abend“, „Bitte“ und „Dankeschön“ sind einfach der Lauf der Dinge. Immer. Auch werde ich die überschwänglichen Verbeugungen, als wir in das Hotel eintraten, nicht vergessen, noch die außerordentlich üppige Begrüßung unseres Busfahrers, als wir das erste Mal einstiegen. Dienstleistung ist etwas, das die Japaner sehr ernst nehmen.
Es machte auch großen Spaß für das Publikum zu spielen, da sie bei jeder Gelegenheit, die sie hatten, applaudierten; die Aufführungen waren die ganze Zeit hindurch mit Applaus übersäht. (Ich finde für asiatisches Publikum zu spielen ist einzigartig, weil es Aspekte unserer Aufführung anders schätzt, als das westliche Publikum.)
Für diejenigen unter Ihnen, die dies noch nicht gesehen haben: Eine Shen Yun-Aufführung wird von einem Mann und einer Frau moderiert, die chinesisch sprechen und die lokale Sprache des Landes, in dem wir uns befinden. Und so hatten wir eine zierliche japanische Moderatorin, die auf der Bühne einen wunderschönen Kimono trug. Einige der Zuschauer trugen Kimonos zur Aufführung, was schön anzusehen war.
Kimonos sind interessant, da man oftmals jemanden braucht, der sie einem professionell anzieht und wenn sie einmal angezogen sind, kann man sie wirklich nicht alleine ausziehen, ohne, dass man das ganze Arrangement in Unordnung bringt! Also bedeutet dies, dass man solange man ihn trägt, sich weder hinsetzen noch zur Toilette gehen kann. Hmmm, der Preis der Schönheit. Aber er IST wunderschön.
Ich weiß, wenn wir nach Korea reisen, werden viele Dinge dort ähnlich sein, wie das Verbeugen und die Höflichkeit. Und das gleiche gilt auch für Taiwan, wenn auch etwas weniger. Sowohl Korea als auch Taiwan wurden eine geraume Zeit von Japan beherrscht, also könnte dies teilweise die Erklärung dafür sein.
Aber vielleicht ist der wirkliche Grund, dass diese Traditionen, so wie die Kunst und Kleidung dieser Länder, ursprünglich aus China kamen. Es ist ein trauriger Gedanke, dass diese Dinge irgendwie besser außerhalb als innerhalb Chinas erhalten worden sind, aber mit einem Regime, dessen ausdrückliches Ziel es einmal war, traditionelle Kultur zu zerstören, überrascht einen das nicht. Vielleicht kann Shen Yun durch diese Aufführungen dabei helfen, etwas von dieser guten alten Kultur am Leben zu erhalten. Und eines Tages sie auch nach China bringen.
Emily Myers
Ehemalige Oboistin
13. März 2012