Übersetze dies!
Eine der größten Herausforderungen für einen Shen Yun-Darsteller, der Teil eines internationalen Ensembles für darstellende Künste ist und das jedes Jahr in dutzenden Ländern Tournee macht, ist die Sprachbarriere. Mit Sitz in New York sind die Meisten von uns ethnische Chinesen, die in Ländern aufwuchsen, in denen Englisch gesprochen wird. Somit sprechen die meisten von uns sowohl fließendes Chinesisch als auch Englisch. Klingt fantastisch nicht wahr? Dies sind die zwei am meisten gesprochenen Sprachen der Welt; das muss ziemlich nützlich sein. Um ehrlich zu sein ist es das auch, außer wenn wir nach Europa gehen.
Unser erster Aufenthalt war Frankfurt und ich sprach kein Wort Deutsch. Der zweite Aufenthalt war Florenz. Das einzige italienisch, das ich konnte war vom Super Mario. Für die meisten unseres Ensembles ist das nichts Besonderes. Durch unseren irrsinnig angespannten Terminplan besteht unsere wirkliche Kommunikation mit den lokalen Einwohnern nur durch Tanz und Musik. Für mich jedoch ist das eine große Behinderung.
In bin nicht nur ein Musiker sondern zusätzlich auch noch Teil des „Audioteams,“ einer kleinen Gruppe Orchestermitglieder, die sich freiwillig meldeten, um beim Produktionsprozess zu helfen. Prinzipiell ist es unsere Arbeit Stunden, bevor die meisten des Ensembles eintreffen, im Theater zu sein, um die Orchesterparterre nach unseren erwünschten Spezifikation aufzubauen und unser ganzes Audiosystem mit der Beschallungsanlage des Theaters zu verbinden. Dies ist eine Arbeit, die viel Kommunikation und Kooperation mit dem lokalen Theaterpersonal verlangt. Sie können erkennen, warum es eventuell ein Thema sein kann, wenn man nicht die hiesige Sprache spricht.
Frankfurt war kein großes Problem, da die meisten Theatermitarbeiter sehr gut Englisch sprachen. Florenz ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Beim ganzen Theaterpersonal gab es nur einen, der Englisch sprechen konnte und er war so mit der Arbeit auf der Bühne beschäftigt, dass ich eigentlich auf mich selbst angewiesen war. Die Arbeitsgewohnheiten der Italiener scheinen sehr verschieden von denen der Amerikaner zu sein. Sie sind viel mehr gelassen und gemächlich, das ist Teil der Kultur, so sagte man mir. Ich genoss die Atmosphäre dort, es war eine gute, entspannte Schwingung. Aber wenn es um die Arbeit ging, musste ich die Initiative ergreifen wenn ich wollte, dass etwas gemacht wurde. Ich bemerkte, dass das Theaterpersonal in einem Kreis herumstand, plauderte und lachte. Da ich nicht wusste, was ich ihnen sagen sollte, ging ich unbeholfen herum und versuchte ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Endlich bemerkte mich einer von ihnen und nickte mit einem Lächeln. Aha! Ich lächelte zurück und er … kehrte zu seiner Unterhaltung zurück.
Frustriert setzte ich mich auf einen Platz in der vordersten Reihe und entschloss zu warten bis der nächste Übersetzer kommen würde. Doch niemand kam. Nach weiteren 10 Minuten warten wurde ich ungeduldig. In diesem Moment war ich bereit, ein Stück Papier zu holen und es aufzuzeichnen, wenn dies notwendig war. Ich wusste ich hatte einen Skizzenblock auf meinem iPod (Notiz für potentielle Sponsoren: Ich hätte auch über ein Blackberry, Droid, Palm oder irgendein anderes Gerät schreiben können...), doch dann hatte ich plötzlich eine Idee. Ja ich hatte eine Skizzenblockanwendung, aber ich hatte auch einen Google Übersetzer! Ich riss geradezu das iPod aus meiner Tasche setzte den Übersetzer in „Englisch-auf-Italienisch“ und tippte eine Frage bezüglich der Orchesterparterre ein. Ich hatte keine Ahnung wie ich italienisch aussprechen sollte und wollte nicht wie ein Idiot klingen, also benutzte ich die Methode des faulen Mannes. Ich tippte einem Theatermitarbeiter auf die Schulter und zeigte ihm den Bildschirm. Plötzliche leuchtete sein Gesicht auf und er sagte mit einem lauten: „Ah! Si!“ Die Gruppe des Theaterpersonals sprang in Aktion. Begeistert fuhr ich fort zu tippen, übersetzen und zeigte ihnen den Bildschirm. Bald war alles reibungslos in Bewegung. Das Theaterpersonal war von meiner Kommunikationsmethode ziemlich fasziniert. Einer der älteren Männer zeigte auf mein iPod und sagte: „Mama mia! Es ist wunderschön.“
Jetzt, da wir alle eine amüsante Zeit hatten und der Google-Übersetzer seine Arbeit machte, fühlte ich mich wie einen vollkommener Faulpelz, dessen einzige Aufgabe es war, anderen meinen iPod-Bildschirm zu zeigen. Wie lahm, richtig? Also entschloss ich, wenn ich nach Frankreich gehe, werde ich ganz bestimmt französisch sprechen. Sofort fing ich an, grundlegende Redewendungen, spezielle technische Begriffe und all die Fragen, die ich bezüglich der Orchesterparterre fragen musste, zu lernen. Wir haben einige gebürtige Französisch-Sprachler in unserem Ensemble, also scheute ich keine Mühe, um Hilfe bei der Aussprache zu ersuchen. Obwohl ich eventuell für diejenigen, die im Bus um mich herum waren, lästig gewesen bin, war es das Ergebnis ganz bestimmt wert. Bei unserem nächsten Aufenthalt, Clermont-Ferrand, benutzte ich mein französisch. Obwohl ich weniger als fünf Prozent von dem was mir gesagt wurde verstand, konnte ich klare Anfragen machen für das, was ich brauchte. Das machte den ganzen Prozess viel effizienter, denn ich musste keinen Übersetzer herüber holen für etwas wie: „Ich brauche fünf mehr Stühle, bitte.“ Durch dieses Erlebnis lernte ich wieder einmal, obwohl es oft einen einfacheren Weg gibt, ist schwere Arbeit viel zufriedenstellender.
Ich entdeckte auch, dass ich wirklich die französische Sprache mag und möchte mehr lernen als nur „Theatersprache.“ Momentan weiß ich wie ich Dinge sagen muss, wie „ich brauche ein größeres Podium,“ „ist es möglich das Orchesterparterre niedriger zu bekommen?“ und „haben Sie Verlängerungen für die Lichtständer?“ Aber als eine Dame an einem Crêpestand mir den Preis der Nutellacrêpe nannte, die ich kaufte, stand ich wie betäubt da, bis mir ein anderer Kunde, der in der Schlange hinter mir stand, mir höflich den Preis in Englisch zuflüsterte. Neulich in einer Bäckerei in Lyon bat ich um eine Dose mit 60 Mini-Makronen, doch was ich wirklich sagen wollte war 16. Die Dame hinter dem Ladentisch zog eine Augenbraue hoch bevor sie auf das Menü zeigte, dort stand, dass es maximal 32 gab. Ich zeigte auf die 16 während ich wiederholte: „Ich will eine Dose mit 60.“ Sie lachte was mich einen Moment verwirrte bevor ich erkannte, was ich getan hatte und ich schloss mich ihrem Lachen an. Ja mein Französisch ist momentan wirklich disfunktional, aber ich arbeite bereits daran.
Und so ist die Moral dieses Blogeintrags: Lerne mehr Sprachen. Auch wenn es nur ein einfacher Satz oder ein paar Worte sind, du weißt nie, wann es sich als nützlich erweist. Die Menschen schätzen es wirklich, wenn man sich Mühe gibt und du wirst dann am Ende nicht mit 44 zusätzlichen Makronen dastehen.
Kevin Yang
Violinist beim Shen Yun Performing Arts Orchestra
23. März 2011