Die Santa Maria del Fiore in Florenz – Schnappschüsse von der Tour
Vor Kurzem formatierte ich aus Versehen meine Festplatte neu, ein disaströser Klick auf einen Knopf löste Jahre kostbarer Erinnerungen in Rauch auf. Während ich hastig versuchte Fotos und Videos wiederherzustellen, fand ich mich unerwarteterweise auf einer Reise in die Vergangenheit wieder. Erinnerungen an vergangene Touren kamen eine nach der anderen: Taiwan, Frankreich, Australien, Taiwan, Kalifornien, Korea, Taiwan…
Dann stieß ich auf eine Luftaufnahme einer europäischen Stadt. Wo war das noch gleich? Ich blickte auf das Mosaik rotgedeckter Gebäude und Kuppeln und da erinnerte ich mich: Florenz! Obwohl wir nur zwei Tage dort blieben, erinnere ich mich an sie als die Quintessenz einer klassischen europäischen Stadt.
Unser erster Ausflug in die Straßen von Florenz brachte uns zu Pflasterstein-Straßen, Marmorstatuen und engen Gassen, die sich um fantastische gotische Architektur schlängelten. Die Stadt war randvoll mit der erhabenen Schönheit der Renaissance. Es war alles recht überwältigend und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie ich die Kultur-Explosion die mich umgab, würdigen sollte.
Wir traten auf eine kleine Piazza und plötzlich ragte eine Kathedrale mit einem Turm und einer Kuppel vor uns auf. Sie war so groß und hoch, dass ich Probleme hatte, sie auf meine Kamera zu bannen. Mein Mittänzer Sebastien Chun verschwendete keine Zeit und betrat den massiven Bau, also kam ich ihm einfach hinterher. Da wusste ich nicht mal, dass ich soeben in die Hauptkirche von Florenz eingetreten war – die Basilica di Santa Maria del Fiore, auch als Duomo bekannt.
Der Innenbereich der Kathedrale war erfüllt von hohen, leeren Räumen und nicht viel mehr. Die Wände waren von Bleiglasfenstern gesäumt und hochragende Säulen standen an beiden Seiten der Kathedrale. Der Ort sah aus, als sei er für einen Riesen erbaut worden.
Am Ende des langen Gangs befand sich eine Kuppel, deren Innenseite mit fantastischen Kunstwerken ausgekleidet war. Ich fand sie überaus detailliert, sie waren aber leider zu weit oben, um sie klar erkennen zu können. Es war beeindruckend sich vorzustellen, dass ein Künstler den ganzen Weg da hoch geklettert ist, um dieses Gemälde zu erschaffen. Es scheint wie eine Metapher, wenn die Menschen sagen, die Künstler der Renaissance hätten die Kunst zu neuen Höhen gebracht.
Es schien, als sei das alles, was es zu sehen gibt, also wollte ich gehen. Auf dem Weg hinaus machte mich aber eine Schlange an der entfernten Seite der Wand neugierig. Gab es etwa noch mehr? Als ich darauf zuging, sah ich Sebastien, der sich bei den anstehenden Touristen erkundigte. Es stellte sich heraus, dass sie sich darauf vorbereiteten, bis in die Spitze des Doms hochzusteigen, wo man eine großartige Aussicht sowohl auf das Gemälde, als auch auf das Stadtpanorama von Florenz hat. „Na ja, wieso denn nicht?“ wir gingen hinaus und fanden den Eingang zur Kuppel, wo die Warteschlange begann.
463 Stufen führen bis ganz nach oben in die Kuppel, mit einigen „Ruhestufen“ auf dem Weg. Die Stufen waren eng und ungleichmäßig, manchmal steil abfallend, manchmal wie eine endlose Spirale nach oben. Es fühlte sich an wie ein geheimer Durchgang oder vielleicht wie ein Fluchtweg. Das ein oder andere Fenster zur Außenwelt, das hier und da auftauchte, vermittelte uns einen Eindruck, wie weit wir schon nach oben geklettert waren.
Ungefähr nach dem wir drei viertel des Wegs zurückgelegt hatten, gelangten wir zu einem engen Treppenabsatz, der uns zur Innenseite der Kathedrale führte. Eine große Glasplatte schützte uns vor dem Herunterfallen, während wir durch sie hindurch die Aussicht bewundern konnten - das war interessanter als zuvor. Die Touristen weit unter uns sahen aus wie Ameisen und ich bemerkte die Mosaikmuster auf dem Marmorboden.
Die Malerei in der Kuppel - so stellte es sich heraus - war eine Ansammlung von Fresken mit dem Namen “Letztes Gericht”, die von Giorgio Vasari entworfen worden waren und von einigen Künstlern gemalt wurden, was zu Unterschieden in Stil und Technik führte.
Wir überwanden die verbliebenen Stufen und endlich bekamen wir unsere Belohnung: eine atemberaubende Panorama-Aussicht von Florenz. Muster aus roten Dächern, betupften die Landschaft, Berg-Silhouetten, lagen unterhalb des Horizonts. Es war ein unvergessliches Spektakel.
Wir verweilten für eine lange Zeit, genossen die Sicht und machten Fotos, während wir gegen den starken Wind ankämpften. Als wir schließlich gehen mussten, posierten wir für ein letztes Gruppenfoto, mit einer der schönsten Städte der Welt.
Gary Liu
Tänzer
14. Juni 2013