Mit Liebe Philadelphia XOXO
Die drei Tage, die wir im Merriam Theater verbracht haben, waren mein vierter Besuch in Philadelphia. Jedoch hatte ich in dieser Saison eine vollkommen andere Perspektive von dieser Stadt.
Mein erster Besuch war 2009, als wir unsere Aufführungen in Philadelphia hatten. Als gebürtige Australierin sah ich die Metropole einfach nur als eine weitere amerikanische Stadt an und die Heimatstadt einiger Mittänzer. Ich erinnere mich daran, als ich das unverkennbare Philly cheesesteak (Käsesteaksandwich, eine beliebte Sandwich-Spezialität aus Philadelphia) zum ersten Mal versuchte und dachte es war okay.
Meine anschließenden Besuche in Philly hinterließen auch Erinnerungen an die Kochkünste dort. Wenn ich an yum cha, Eintopf, exotische Durian und die Jackobsfrucht-Smoothies (cremiges Getränk aus Obst und Eis), die wir dort aßen, denke, dann läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen.
Aber geboren und aufgewachsen in Australien, wusste ich nichts über die Rolle, die Philadelphia beim Entstehen dieser Nation hatte. Als mir von der Liberty Bell (Freiheitsglocke) erzählt wurde, hatte ich kein Interesse. Erst als ich den Film National Treasure (Das Vermächtnis der Tempelritter) sah, begann ich mich für die Geschichte Amerikas zu interessieren.
Dieses Jahr, als unser Bus nach Philly hineinrollte und die Arts Avenue hinunterfuhr, fand ich eine neue Wertschätzung für die Stadt der brüderlichen Liebe.
Bei allen vier Aufführungen hatten wir ein großartiges Publikum. Für mich war der unvergessenste Moment der, als wir bei unserer dritten Aufführung drei Mal vor den Vorhang gerufen wurden. Zwei Damen in der vorderen Reihe des Balkons waren aufgestanden und konnten nicht aufhören, leidenschaftlich zu jubeln und zu winken. Wir waren alle sehr von ihrer Begeisterung berührt.
Als wir in der Zeitung The Epoch Times die Zuschauerstimmen lasen, stießen wir zu unserer Überraschung auf ein Interview mit diesen beiden lebhaften Damen, die darüber sprachen, wie unsere Aufführung die Schönheit der traditionellen chinesischen Kultur darstellte.
Der für mich unvergesslichste Artikel einer Zuschauerreaktion aus Philadelphia war der, in dem die Psychotherapeutin Caroline Glasbey zitiert wurde. Sie sprach über das Thema der Aufführung, in dem Gut über Böses triumphiert und sagte: „Ich habe das mein ganzes Leben geglaubt.“
„Selbst wenn man die Chestnut Street (in Philadelphia) hinunterfährt, gibt es ein großes Wandbild — ein Zitat von Lincoln, die beiden Mächte Gut und Böse kämpfen im Grunde immer miteinander“, sagte Glasbey. „Das Gute wird immer siegen, es ist viel mächtiger. Wir sehen es immer. Sehen sie Gandhi an — wir sehen immer, dass Liebe eine Kraft ist, die so leuchtend ist und dass Böses und Zerstörung und Hass selbstzerstörend sind.“
Unsere Mission bei Shen Yun ist die verlorene traditionelle chinesische Kultur wieder zu beleben, doch unsere Botschaft ist universell. Ganz gleich, welchen kulturellen oder historischen Hintergrund unsere Zuschauer haben, ich bemerkte, dass sie die Bedeutung unserer Show nachempfinden.
(Anm. d. Red.: XOXO steht lt. Wikipedia für „Hugs and Kisses“ (übersetzt etwa „Umarmung und Küsschen“).)
Brazeline Chau
Tänzerin
18. Januar 2012