Ein Topspin-Ball der Natur
Frau Holle hat in diesem Winter ein rechtes Chaos in den USA verursacht und als wir durch den Osten und Süden des Landes fuhren, haben wir das Unwesen, das sie trieb, in vollem Umfang miterlebt.
An einem kühlen Weihnachtsmorgen, mit Temperaturen bis minus 10 Grad, startete unsere Tourneegruppe von der New Yorker Zentrale aus Richtung Südwesten, um unseren Teil der Shen Yun-Tour 2014 zu beginnen.
Nachdem es nach einem Schneesturm 30 Zentimeter Neuschnee bei uns im Hinterland von New York gab, fühlte ich mich bei dem Gedanken, den kalten Nordwesten zugunsten der Wärme von Texas zurückzulassen, recht erleichtert. Immerhin, so war der Plan. Nach einer Reise von zwei Tagen erreichten wir Texas, aber von warmem Wetter war hier keine Spur.
So weit dazu.
Texas war mit Temperaturen um die fünf Grad minus nicht viel wärmer als New Yorks Hinterland. Nicht gerade die glühende, von Hitzewellen erfüllte Wüste, mit der wir den Lone Star State in Verbindung gebracht haben. Den Polarwirbel, der über der südlichen Region niederging, hätten wir genauso gut auch bei einem Auftritt in Kanada erleben können. Ehrlich gesagt, als wir unsere Auftritte in Memphis, Tennessee beendet hatten, sanken die Temperaturen bis in den zweistelligen Bereich, ja sogar fast bis minus 20 Grad, was die Region noch kälter als Anchorage in Alaska machte. Es war kalt genug, um die Wasserfontänen außerhalb unseres Hotels über Nacht erstarren zu lassen.
Ja, ich kann das Gespött unserer abgehärteten kanadischen Leser hören, aber Sie müssen verstehen, dass ich, abgesehen von den letzten Jahren im New Yorker Hinterland, im sonnigen Südkalifornien aufgewachsen bin, und ich bin doch immer noch ein Warmwetter-Typ. Meine Kleidung für über die Hälfte des Jahres bestand aus T-Shirts, Shorts und Flip-Flops. Ich sage es ja nur …
Im weiteren Verlauf unserer Tour verschwand der arktische Wind endlich aus unserem Gebiet und hinterließ bei mir einen Hoffnungsschimmer für die südliche Wärme, nach der ich mich gesehnt hatte. Doch als wir zurück Richtung Osten nach North Carolina fuhren, begegneten wir einer weiteren Überraschung.
Kurz vor unserer Matinee-Show im Duke Energy Center von Raleigh, schlug ein Wirbel aus Wind und Regen gegen das Dach des Theaters mit einem Getöse, das eindeutig auf der Bühne zu hören war. Erst später haben wir erfahren, dass eine Tornado-Warnung für das Gebiet bloß wenige Minuten vor dem Beginn unserer Matinee-Show herausgegeben wurde. Zur Freude unseres dankbaren Publikums, verlief unsere Show natürlich ohne weitere Vorkommnisse!
Also, obwohl wir hunderte von Kilometern gereist sind, können wir der ziemlich hartnäckigen Frau Holle offenbar nicht ausweichen. Mal sehen, was die nächste Etappe unserer Reise so mit sich bringt!
Ming Liu
Tänzer
30. Januar 2014