Der Yang-Clan und Mu Guiying – Chinas Amazonen
Vor mehr als 1000 Jahren wurde die Nördliche Song-Dynastie ständig überfallen und von einem korrupten und affektierten Hof an den Rand der Zerstörung geschaukelt. Eine loyale Familie hatte allerdings sowohl den Mut, als auch das Können, den Kampf zu führen – und die Dynastie am Leben zu erhalten.
Anfang des 10. Jahrhunderts riskierten mehrere Generationen der Yang-Familie hintereinander alles, um das Königreich der Mitte zu verteidigen. Die Familie gilt seitdem als Synonym für standhafte Loyalität, ihr Vermächtnis ist in einer Geschichtensammlung hinterlassen, die als die Generäle des Yang-Clans („Yang Jia Jiang“) bekannt ist.
Loyalität als Vermächtnis
Der erste berühmte Krieger dieser Familie war Yang Ye, ein ehemaliger General der Nördlichen Han-Dynastie. Nachdem sich die Nördliche Han der Song-Dynastie ergeben hatte, zog er unermüdlich in den Krieg, um die Grenzen der jungen Dynastie vor den Khitan zu schützen, die unaufhörlich von Norden her eindrangen.
Von seinen Feinden gefürchtet, erhielt Yang Ye wegen seiner Furchtlosigkeit im Kampf den Beinamen „Der unvergleichliche Yang“ (Yang wudi). Sein größter Augenblick kam beim strategisch wichtigen Portal der Großen Mauer, welches als Yanmen Pass bekannt ist. Dort gewann er eine entscheidende Schlacht gegen die zahlenmäßig überlegenen Streitkräfte der Khitan. Er wurde rasch einer der beliebtesten Generäle des Herrschers.
Dies war Anlass zum Neid der anderen Generäle und Yang Yes Landsmann Pan Mei wendete sich schließlich auf dem Schlachtfeld von ihm ab. So war Yang Ye niedergekämpft, wurde gefangengenommen und verhungerte am Ende.
Yang Ye hatte acht Söhne, wobei wahrscheinlich am herausragendsten sein Sohn Yang Yanzhao war. Wacker wie sein Vater, war er ein Könner auf dem Gebiet der Kriegskunst. Über 20 Jahre lange schaffte er es, die Grenzen der Song-Dynastie zu sichern. Sogar die Khitans, die Yang Yanzhao als ihren größten Feind betrachteten, verglichen ihn respektvoll mit Mizar, dem sechsten Stern des Großen Wagens und nannten ihn ehrerbietig „Yang, der Sechste“. Neben dem Rest seiner Familie kämpfte Yang Yanzhao für sein Land bis zu seinem Tod im Alter von 57 Jahren.
Chinas Amazonen
Doch der Krieg forderte ein erhebliches Tribut von der Familie und als die eindringenden Streitkräfte näher rückten, wurde der letzte der Yang-Generäle getötet. Wer konnte nun das Reich der Mitte verteidigen? Dies war der Zeitpunkt, an dem die weiblichen Yang-Krieger glänzten.
Unerschrocken wie die Männer werden die Yang-Frauen als die chinesischen Amazonen gefeiert. Yang Yes Frau, She Taijun, zog mit ihm zusammen in viele Schlachten und blieb erst zu Hause, als sie Kinder hatten. Durch schlaue Heiratsvermittlung heirateten ihre Söhne talentierte Kriegerinnen. Mu Guiying, die Frau von She Taijuns Enkel Yang Wenguang, war höchstwahrscheinlich die berühmteste der Kriegerinnen der Yang.
Der mit ihr verheiratete Enkel Yang Wenguang war der Sohn von Yang, dem Sechsten (Mus Mann wird zwar in einigen Erzählungen als Yang Zongbao bezeichnet, dies verweist aber auf den gleichen Mann). Mu, eine talentierte Taktikerin, konnte den Khitan einen schweren Schlag versetzen, indem sie ihre bis dahin unbezwingbare Schlachtordnung „Himmlisches Tor“ zerbrach.
Mu und ihr Mann genossen jedoch wenige friedvolle Tage zusammen. Bald nachdem die Khitan geschlagen waren, tauchte eine neue Macht auf, die die Song-Dynastie bedrohte: die westliche Xia. Zu jener Zeit wurde dann Yang Wenguang, der letzte männliche General der Familie, getötet. Die Angreifer standen vor der Tür und die Turmbaken brannten. In China gab es keinen einzigen Helden mehr, und da tauchten Heldinnen auf.
Mit Unterstützung der Matriarchin She Taijun übernahm Mu Guiying zusammen mit ihrer treuen Dienerin Yang Paifeng und allen Yang-Witwen die Führung des kaiserlichen Heeres, schlug die westliche Xia und rettete die Dynastie.
In „Mu Guiying kommandiert die Truppen“ (2012) wird von Shen Yun diese Geschichte geschildert.
Choreographie: Michelle Ren, Musik: Junyi Tan.
3. März 2012