Der Mann im Mond: Eine Legende zum Mittherbstfest
Das Mittherbstfest ist einer der wichtigsten chinesischen Feiertage. Es findet am fünfzehnten Tag des achten Monats im chinesischen Mondkalender statt, wenn der Mond am rundesten und hellsten ist. Die Familien versammeln sich zu einem köstlichen Abendessen und genießen den runden Mond am Nachthimmel, während sie Mondkuchen naschen und duftenden Tee trinken.
Als ich als Kind in China aufwuchs, hörten wir immer wieder die bekannte Legende von Chang'e und ihrem Jadekaninchen, die auf dem Mond leben. An diesen kühlen Herbstabenden blickte ich neugierig zum hellen Mond hinauf, während ich mich mit Mondkuchen vollstopfte. Wenn ich genau hinsah, konnte ich die Silhouette des Mondpalastes erkennen, in dem Chang'e mit ihrem Kaninchen wohnt.
Aber wussten Sie, dass Chang'e und das Jadekaninchen nicht die einzigen Mondbewohner sind?
Auf dem Mond wächst auch ein uralter Osmanthus – ein asiatisches Immergrün mit flachen ovalen Blättern und kleinen Blüten. Dieser Mondosmanthus leuchtet goldgelb und blüht mit einem unvergleichlichen Duft. Unter diesem Baum steht ein Holzfäller, der ständig seine Axt schwingt und versucht, ihn zu fällen. Was macht er auf dem Mond?
Die Geschichte stammt aus der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) und geht wie folgt:
Es war einmal ein Holzfäller namens Wu Gang, der sich in spiritueller Vollkommenheit üben und ein Unsterblicher werden wollte. Aber als er endlich die Gelegenheit dazu hatte, war er faul, kultivierte sich nie mit ganzem Herzen und machte viele Fehler. Das erzürnte den himmlischen Jadekaiser, der Wu Gang daraufhin auf den Mond verbannte.
Auf dem Mond fand Wu Gang den magischen Osmanthusbaum, der über 5.000 Fuß (rund 1.500 Meter) hoch war. Der Jadekaiser sagte zu Wu Gang: „Wenn du diesen Baum fällst, wirst du Unsterblichkeit erlangen und eine Gottheit werden.“
Wu Gang ergriff die Gelegenheit, mit nur ein wenig harter Arbeit Unsterblichkeit zu erlangen. Er machte sich sofort an die Arbeit, schwang seine Axt so fest er konnte und schlug eine große Kerbe in die Seite des Baumes. Als er erneut zuschlagen wollte, heilte sich der Baum auf magische Weise und sah aus, als wäre nie etwas geschehen.
Wu Gang hackte erneut auf den Baum ein – so fest er konnte, und wieder so schnell er konnte. Aber egal, was er tat, der Baum heilte sich auf wundersame Weise immer von selbst. Jedes. Einzelne. Mal.
Und so blieb Wu Gang nichts anderes übrig, als für immer im Hof des Mondpalastes zu bleiben und ewig an dem magischen Osmanthusbaum zu hacken.
Es ist überliefert, dass während der Tang-, Song- und Ming-Dynastien magische Osmanthus-Samen in der Nacht des Mittherbstfestes wie Regen vom Himmel fielen. Es heißt, dass diese Samen vom Mond herabfielen, weil Wu Gang sich so kräftig an dem Baum zu schaffen gemacht hatte. Die Legende besagt, dass diese Samen, sobald sie eingepflanzt wurden, in nur zehn Tagen zu großen Osmanthusbäumen erblühen würden.
Kaufen Sie sich also zum Mittherbstfest ein paar Mondkuchen und genießen Sie den Anblick des Mondes. Vielleicht können Sie den riesigen, magischen Osmanthus-Baum sehen, und mit etwas Glück fangen Sie sogar einen Osmanthus-Samen.
Laura Li
Tänzerin