Was ich von Australien vermissen werde
Ich schreibe dies, während ich am Gate 25 des Sydney Airports sitze, bereit an Bord unseres Flugzeuges nach Taiwan zu gehen. Wir von der Shen Yun World Company haben soeben 32 Vorstellungen in Australien beendet und waren dabei über sechs Wochen auf dem Inselkontinent. Wir haben dabei viel Sonne getankt, sowie den sehr besonderen Klang des australischen Beifalls (später komme ich darauf zurück).
Und hier nun eine Liste, in keiner bestimmten Reihenfolge, von den Dingen, die ich von Australien vermissen werde, und einige wenige auch, … die ich nicht vermissen werde.
Mir wird fehlen: Die Möglichkeit in unseren eigenen Apartments zu kochen und Wäsche waschen zu können.
Mir wird fehlen: Der Blick vom höchsten Hotelturm, von dem aus man die Goldküste überblickt.
Mir wird fehlen: Fahrrad zu fahren entlang des Swan River zum King’s Park, und die Busse in Perth, die man ohne Bezahlung benutzen kann. Einer unserer besten freien Tage auf der Tour!
Mir wird nicht fehlen: Auf einen Spültisch zu klettern, um auf einem schulterhohen Mauervorsprung in Perths Regal Theatre einen schnellen Kostümwechsel vorzunehmen, während man den Scheinwerfern auf Kopfhöhe ausweicht. Bei der neunten Vorstellung hingegen war es schon so selbstverständlich geworden, dass der schnelle Kostümwechsel ein Kinderspiel war.
Mir wird fehlen: Die alten Straßenbahnen, die durch Melbournes schicke Innenstadt fahren – ein eigenartiges, aber harmonisches Aufeinanderprallen von Alt und Neu.
Mir wird nicht fehlen: Lästige Elstern rund ums Hotel, die es immer, wirklich IMMER schafften, mich vor dem Weckerläuten zu wecken.
Mir wird fehlen: Dass alle Schlappen und kurze Hosen auf der Straße tragen.
Mir wird fehlen: Das Fußgängerübergangsignal, das sich so anhört: „Jooo - dagadagadagadagadaga …“ (Sie wissen was ich meine, wenn Sie es gehört haben).
Mir wird nicht fehlen: Adelaide hat einen Zeitzonenwechsel von einer halben Stunde … das hat uns ein paar Mal völlig durcheinander gebracht.
Mir wird fehlen: All die britischen Namen! Perth, Melbourne, Victoria, Queen Victoria Market, Mary Street, und – tatsächlich – Queensland? So viel Respekt vor dem Königshaus. Brisbanes Southbank erinnert mich so sehr an Londons Southbank, besonders mit dem gigantischen Riesenrad. Als ein Brite muss ich sagen, fühlt es sich fast an wie England – mit gutem Wetter.
Mir wird fehlen: Um beim Thema zu bleiben: Dass ich letztlich die Begriffe „rubbish bin“, „lift“ und „chips“ benutzen konnte, ohne mich missverstanden zu fühlen. Obwohl ich mich an „tomato sauce“ immer noch nicht gewöhnen kann.
Mir wird nicht fehlen: Man kann nie voraussagen, in welche Richtung sich eine Kühlschranktür öffnet.
Mir wird fehlen: Australische Milchprodukte – die Besten!
Mir wird fehlen: Bubble Tea – und bevor man jetzt sagt: „Warte mal, fahrt ihr nicht als nächstes nach Taiwan?“, muss ich hinzufügen, dass dieser mit australischer Milch gemacht ist.
Mir wird nicht fehlen: Mein rumorender Magen gestern von all der australischen Milch, von der es mir schwerfiel, mich zu trennen.
Mir wird fehlen: Das australische Rindfleisch! Als ich in einen MegaMac biss, dachte ich, ich würde in ein Steak beißen.
Mir wird fehlen: Die super sauberen Flughäfen!
Mir wird fehlen: Aufzutreten vor vollen Häusern, die offiziell mit 101% ausverkauft sind, wie in Sydneys Lyric Theatre.
Mir wird fehlen: Das Geräusch, das entsteht, wenn manche australischen Zuschauer herzhaft lachen, während unserer mehr humoresken Stücke. Es ist ein sehr einzigartiger Klang, anders als das ultra-reservierte japanische Publikum, das den Mund bedeckt, um zu kichern, anders auch als das leidenschaftliche koreanische Publikum, das im Takt der Musik mitklatscht. Das australische Lachen ist mehr ein herzliches Gegacker, vor allem nachdem ich den Rotgardisten geohrfeigt habe.
Mir wird nicht fehlen: Leeshai Lemish, unser Moderator wird es in jedem Fall nicht vermissen, unseren Requisitentransporter 36 Stunden durch die australische Wüste zu fahren und dabei nur mit Mühe den unberechenbaren Kängurus ausweichen zu können – oder eben auch manchmal nicht ausweichen zu können, während der Rest des Ensembles fliegt.
Mir wird fehlen: Eine Zuschauerin in der ersten Reihe in Gold Coast, die am Schluss während des Verbeugens von ihrem Sitz aufsprang, ihre Hände vor der Brust zu einem Heshi aneinander legte, (obwohl sie keine Asiatin war), und lautlos immer wiederholte: “Vielen, vielen Dank”, mit einem unmissverständlichen Leuchten in ihren Augen. Es war so berührend für mich. Ein Zuschauerlächeln lohnt alle Mühe.
Mir wird fehlen: Die Leute vor Ort, die alles organisierten und sich dabei großartig um uns kümmerten! Die Damen für die Kostüme, die Bühnenmannschaft, das Essensteam … und all diejenigen, die so viel harte Arbeit in die Promotion steckten, sowie die Sicherheitsleute, deren Namen uns aber unbekannt blieben. Unser ehrenamtlicher Busfahrer fuhr uns manchmal bis zu sechs Mal am Tag zwischen Hotel, Theater, Sightseeing und dem Essen hin und her. Kein Wort der Beschwerde, nur ein breites Lächeln den ganzen Tag lang.
Vielen Dank an den australischen Falun Dafa Verein. Ohne Euch hätten wir nichts von alldem tun können. Und Danke Australien, dass du uns eine Tour ohne Winter und mit viel Sonne geschenkt hast. Taiwan, wir kommen!
Ben Chen
Tänzer
20. März 2016