Was klassische Musik für Sie tun kann
„Warum besuchen die Menschen Konzerte?”
Diese Frage habe ich meinen Eltern oft gestellt, als ich klein war. Damals konnte ich nicht verstehen, warum Leute dafür bezahlten, in einem Raum zu sitzen, um anderen Leuten zuzusehen, die auf einer Bühne saßen. Was genau an der Musik hat die Leute so begeistert?
Erst als ich viele Jahre später mein erstes Sinfonieorchesterkonzert besuchte, wurde meine Frage beantwortet. Von dem Moment an, als der erste Gong durch den Saal ertönte, wurde ich von der schieren Kraft, die durch die Luft mitschwang, mitgerissen. Es war, als ob das ganze Orchester plötzlich lebendig wurde, vom Dirigenten aufgefordert, vor dem Publikum zu tanzen. Da jedes Instrument seine eigene, einzigartige Stimme in die prachtvolle Klangfülle einfügte, war ich vollkommen fasziniert und verzaubert. Das war nicht nur eine Gruppe von Leuten, die auf einer Bühne saßen, sondern ein Zusammentreffen von legendären Künstlern, die mit Hilfe der Musik einen Zauberteppich webten.
In dieser Nacht fühlte ich mich leicht und erfrischt, als hätte ich etwas von der Magie geschluckt und mit nach Hause genommen. Meine Stimmung war hoch und ich fühlte mich einfach nur glücklich, auch noch lange nach dem Konzert. War da die Kraft der Musik am Werk?
Im Chinesischen haben wir das Sprichwort: „樂先藥後” (yuè xiān yào hòu) oder „Musik vor Medizin“. Damit meinte man, dass Musik die Kraft hat, um das Herz zu heilen und den Geist zu bereichern. Nach Recherchen fand ich heraus, dass viele Menschen im Westen heute ähnliche Theorien haben und glauben, dass Musik die Stimmung verbessern, Stress abbauen und sogar das Gehirn stärken kann. Tatsächlich zeigen Studien, dass das Erlernen eines Instruments sogar zu einem erhöhten IQ und verbesserten Prüfungsergebnissen führen kann.
Man geht davon aus, dass positive Musik den Geist beflügelt, während gewalttätige oder aggressive Musik als gefährlich gilt. Dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Pflanzen und Tiere. 1973 wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem Pflanzen verschiedene Arten von Musik vorgespielt wurden. Bei Werken von Komponisten wie Haydn, Beethoven und Schubert wurden die Pflanzen kräftig und gesund. Sie wuchsen sogar zum Klang der Musik und rankten schließlich um die Lautsprecher herum. Als den Pflanzen jedoch Rockmusik vorgespielt wurde, schienen sie von der Musik wegzuwachsen. Nach zwei Wochen starben alle Pflanzen.
Im Sommer 1997 erhielt ein 16-jähriger Junge namens David Merrell von den US-Marines und der CIA für seine Forschungen über die Auswirkungen von Musik auf Mäuse höchste Auszeichnungen.
Merrell bemerkte, dass viele seiner Freunde in der Schule Rockmusik hörten und fragte sich, ob Musik einen Einfluss auf die Lernfähigkeit hatte. So baute Merrell in seinem Keller ein Labyrinth und notierte, wie lange 72 Mäuse brauchten, um den Parcours zu durchlaufen. Anschließend teilte er die Mäuse in drei Gruppen auf. Jeden Tag spielte er einer Gruppe klassische Musik, der zweiten Rockmusik und der letzten keine Musik vor. Am Ende jeder Woche ließ er die Mäuse durch das Labyrinth laufen und notierte erneut die Zeit, die sie dafür brauchten. Nach vier Wochen erhielt Merrell schockierende Ergebnisse.
Was entdeckte er?
Am Anfang dauerte es durchschnittlich 10 Minuten, bis die Mäuse das Labyrinth durchlaufen hatten. Nach mehreren Wochen im selben Labyrinth gelang es der Gruppe, die überhaupt keine Musik hörte, ihre Laufzeit um fünf Minuten zu verkürzen, während sich die Mäuse, die klassische Musik gehört hatten, auf mysteriöse Weise um achteinhalb Minuten verbesserten.
Was ist mit der verbleibenden Gruppe passiert? Es stellte sich heraus, dass die Heavy-Metal-Mäuse tatsächlich 20 Minuten Rückstand hatten! Laut Merrell stolperten diese Mäuse wie dumm durch das Labyrinth, wirkten betrunken und verwirrt und konnten sich nicht mehr an das erinnern, was sie vorher gelernt hatten.
Aber das ist noch nicht alles.
Merrell räumte ein, dass dies sein zweiter Versuch für dieses Experiment war. Warum? Das erste Mal hielt er die Mäusegruppen zusammen, und jede Gruppe bekam einen Käfig. Was als nächstes im Inneren des Hardrockkäfigs geschah, war eine dem römischen Kolosseum würdige Show. Laut Merrell wurden die Mäuse so aggressiv, dass sie sich gegenseitig abschlachteten, bis nur noch eine Gladiatorenmaus am Leben blieb.
Ist Musik wirklich so kraftvoll oder ist das alles nur ein Mythos? Überzeugen Sie sich selbst. Wenn positive Musik wirklich all diese Vorteile hat, dann schadet es definitiv nicht, sie auszuprobieren. Genießen Sie ein klassisches Konzert. Und wer weiß? Vielleicht hören Sie mehr als nur Musik.
Xindi Cai
Tänzerin
13. Oktober 2017