Hol´ deinen Strohhalm
Ich war absolut begeistert, dem eisigen New Yorker Winter entkommen zu können. Die erste Station unseres Ensembles auf der Tournee 2011 war Texas. Ich sprang in heller Aufregung aus dem Bus. Ja, der feuchte, subtropische Winter hier in Houston verleitete mich zu einem delikaten Eisgetränk, was eine großartige Abwechslung zu den Tagen mit Kaffeeschlückchen, die die Zunge verbrennen, in New York ist.
Wir haben bereits vier erfolgreiche Vorstellungen in Dallas hinter uns und ich freue mich schon auf weitere Aktionen, wenn wir in unserem neuen Theater, der Jones Hall von Houston, landen. Als Perkussionistin ist es für mich zum einen eine Herausforderung und zum anderen ein großer Spaß. Was gefragt ist, sind Schnelligkeit, Konzentration und Flinkheit beim Jonglieren von einigen Stöcken in den Händen und beim sekundenschnellen Wechsel von einem Instrument zum anderen. Das ist schwierig, geistig anregend und manchmal auch körperlich anstrengend (besonders, wenn die Bedingungen es erfordern, dass ständig schwere Instrumente um uns herum verschoben werden müssen). Trotz der harten Arbeit ist es eine sehr wertvolle und bereichernde Erfahrung für mich. Ich lerne wie wichtig Teamarbeit ist und wie wichtig es ist, immer an die anderen zuerst zu denken.
Die Zuschauer hier in Texas sind fabelhaft. Manchmal musste ich einfach einen kleinen Blick in den Zuschauerraum vor mir werfen. Heute sah ich einen Herrn mittleren Alters, der seinen Kopf goldig im Einklang mit unseren Trommelschlägen schaukelte. Es gab auch tränenüberströmte Menschen, die bei der Szene ungläubig seufzten, wo ein Junge verfolgt wird, weil er im heutigen China zusammen mit seiner Mutter ein Falun Gong-Buch liest. Ich konnte auch viele bewundernden ‚toll‘-Rufe hören, als die Tänzerinnen und Tänzer hochtechnische Bewegungen perfekt ausführten. Während der Pause lugte ein reizender kleiner Junge in unseren Orchestergraben. Ich winkte ihm zu und er reagierte darauf mit einem himmlischen Lächeln. Sein Vater sah uns und dankte uns für eine unvergessliche Show. In solchen Augenblicken bin ich sehr froh, dass ich Teil dieser Aufführung bin. Die enthusiastischen und emotionalen Reaktionen des Publikums sind wirklich eine süße Belohnung für die harte Arbeit.
Nach der Show gehe ich am liebsten zum Abendessen – das ist ein perfekter Ausklang eines betriebsamen Tages. Als ich im Künstlerzimmer ankam, sah ich, dass sich viele Menschen vor einem Tisch drängten. Meine Augen weiteten sich vor Freude, als ich „Seifenblasen-Tee“ (Tee + Milch + Zucker + Tapioca-Kugeln + Eis) sah. Drei Bravorufe auf den Seifenblasen-Tee! Ich bin mir ganz sicher, dass die angenehm kühlende Wirkung dieser Seifenblasen-Tees von den Tänzerinnen und Tänzern nach ihrer heftig anstrengenden Vorstellung sehr genossen wurde. Für mich ist diese beruhigende kühlende Flüssigkeit eine kalorienreiche Sonderzulage. Weil ich das Getränk jedoch sehr rasch konsumierte, musste ich ein wenig damit kämpfen, dass mir mein Gehirn nicht einfror. Ich bemühte mich, meinen Redefluss beizubehalten und hoffte, dass ich mich an diesen klebrigen Tapioca-Perlen nicht verschluckte, als sie in beeindruckendem Tempo in meinem Strohhalm auftauchten. Ich fühlte mich wie eine Vierjährige, als ich in meine Tasse lugte und all die neuen Schätze darin sah. Nachdem ich meinen Durst gestillt und meine Geschmacksnerven verwöhnt hatte, war ich bettreif und wartete auf einen weiteren aufregenden Vorstellungstag am anderen Morgen. Oh, ja und natürlich auch auf eine weitere Tasse „Seifenblasen-Tee“.
Vega Ni
Perkussionistin bei der New York Company von Shen Yun Performing Arts
30. Dezember 2010