Geschichten der Dankbarkeit aus dem alten China
Welche Feiertagstraditionen sind Ihnen die allerliebsten? Das familiäre Zusammentreffen? Heiße Schokolade? Mit guten Freunden oder einem guten Buch vor dem Kamin zu sitzen?
Zur Feier von Thanksgiving und dem Beginn der Weihnachtszeit, haben wir für Sie zwei traditionelle Geschichten über Dankbarkeit und Güte aus Chinas alter Vergangenheit.
General Han Xin: Wohltaten vergolten und Verfehlungen verziehen
Es gibt ein Sprichwort im Chinesischen: „Ein Tropfen Freundlichkeit verdient im Gegenzug eine Fontäne.“
Dies war bei Han Xin (231-196 v. Chr.) der Fall, einem der herausragendsten Militärstrategen der chinesischen Geschichte. Als Erwachsener führte Han Xin die Armeen des Kaisers Liu Bang an und sicherte damit seine Macht. Die 400-jährige Herrschaft einer der glorreichsten Dynastien Chinas wurde dadurch begründet.
Als Kind jedoch war Han Xin schon in jungen Jahren elternlos geworden, weshalb er in Armut und mit wenig Nahrung leben musste. Als eine Frau in seiner Heimatstadt sah, wie hungrig und unterernährt der Junge war, gab sie ihm mehrere Wochen lang zu Essen und verhalf ihm so wieder zu guter Gesundheit. Dies hinterließ einen tiefen Eindruck auf Han Xin.
Nach vielen Jahren wurde Han Xin einer der größten Stars des Imperiums. Aber die Menschen seiner Heimatstadt vergaß er nie.
Und so kam er, nachdem er zum König von Chu ernannt worden war, dorthin auf einen Besuch zurück. Er suchte die Frau auf, die ihr Essen so viele Jahre zuvor selbstlos mit ihm geteilt hatte. Han Xin gab ihr 1.000 Kätti (über 200 Pfund) Gold, um die Freundlichkeit zu honorieren, die sie ihm als Kind erwiesen hatte.
Zur gleichen Zeit gab es auch einen Mann in seiner Heimatstadt, der Han Xin einst gedemütigt hatte, indem er ihn schändlich zwischen seinen Beinen hatte durchkriechen lassen. Sobald der Mann den jetzt mächtigen Han Xin erkannte, bekam er Angst und bat um Vergebung.
Han Xin hatte ein Herz von großer Nachsicht. Er hätte sich leicht rächen können, aber stattdessen beschloss Han Xin, dem Mann eine Chance zu geben, und machte ihn zu seinem persönlichen Leutnant, zuständig für die Sicherheit.
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Der Dank des blauen Phönix
Die traditionelle chinesische Kultur ist voller Geschichten, die von gutherzigen Menschen erzählen, die vom Himmel für ihre guten Taten belohnt werden.
Ein solcher Fall ereignete sich während der Song-Dynastie (960-1279 n. Chr.) mit einem jungen Mann namens Yang Bangyi. Als er eines Tages in einem Tempel studierte, bemerkte er, dass an einer Statue, die einen blauen Phönix darstellte, die Flügel abgefallen waren. Der Phönix, der auf dem Körper einer Buddha-Statue thronte, war im Laufe der Jahre stark beschädigt worden, da Wasser durch das Dach des Tempels tropfte.
Bangyi seufzte und dachte: „Was für eine Schande!“
Er wollte die Statue reparieren, konnte es sich aber nicht selbst leisten und beschloss deshalb, seine Klassenkameraden und einige wohlhabende Herren um Spenden zu bitten. Nachdem er genug Geld gesammelt hatte, reparierte Bangyi den Tempel und ließ die Flügel des Phönix wieder an seinen Korpus anbringen.
Ein Jahr verging, und Bangyi ging in die Hauptstadt, um die kaiserliche Prüfung abzulegen. In diesem Jahr wurden die Teilnehmer gebeten, einen Aufsatz und ein poetisches Reimpaar zu schreiben. Der angehende Gelehrte machte sich an die Arbeit, vollendete in kürzester Zeit den Essayteil und schrieb die erste Zeile seines Gedichts:
„Der Zinnober-Tempel kündigt Glück an: Ein Feuer-Phönix leuchtet hell auf der roten Palasttreppe.“
丹穴呈祥,丹鳳覽輝丹陛,
dān xué chéng xiáng, dān fèng lǎn huī dān bì
Aber so sehr er es auch versuchte, für die zweite Zeile des Gedichts kamen ihm keine Worte in den Sinn. Die Stunden vergingen, und es war fast Zeit, seine Arbeit abzugeben.
Plötzlich erschien ein eleganter blauer Phönix am Himmel und rief nach Bangyi, bevor er wegflog. Inspiriert von dieser Erfahrung, schrieb der Gelehrte sofort einen passenden Reim nieder:
„Der türkisfarbene Palast zeigt ein vielversprechendes Omen: Ein blauer Phönixflügel streift den azurblauen Himmel.“
青宮啟瑞,青鸞翅接青霄,
qīng gōng qǐ ruì, qīng luán chì jiē qīng xiāo
Zufrieden mit seiner Arbeit setzte er seinen Pinsel ab und gab das Schriftstück ab. Das Reimpaar galt als Meisterwerk, und Bangyi belegte bei der Prüfung seines Jahrgangs den ersten Platz.
In der chinesischen Kultur gilt der Phönix als göttlicher Vogel von großer Weisheit und Tugend. Als Gegenleistung für die Wiederherstellung seines Körpers und die Rettung des Tempels, segnete der Phönix Bangyi mit einer strahlenden Zukunft.
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John Perry
Moderator