Tag Nr. 15: Das Laternenfest
Wir haben wieder ein Chinesisches Neujahr vor uns, und egal, wie viele Male ein Neues Jahr gekommen und gegangen ist, für uns Chinesen ist es immer eine aufregende Zeit. Es ist nicht nur der Beginn des neuen Mondjahres, es ist auch eine Reihe von 15 Tagen, an denen gefeiert wird!
Jeder Tag hat seine eigene Bedeutung und Traditionen. Die 15. Nacht bietet die erste Möglichkeit, einen Vollmond zu sehen, und das ist das Laternenfest. Wie Sie vielleicht wissen, spielen Laternen in diesem Jahr bei uns auf der Bühne eine besondere Rolle, also habe ich in letzter Zeit viel über Laternen nachgedacht.
Heutzutage werden Laternen lediglich als Dekoration benutzt. Und in all’ den Jahren haben chinesische Familien Laternen benutzt, um an das neue Mondjahr zu erinnern. Dabei dekorierte man sein Heim an Fenstern und Türen mit wunderschönen, komplizierten Scherenschnitten. Wissen Sie, wann die Benutzung von Papier-Laternen zum ersten Mal erwähnt wurde?
Es heißt, vor fast 2000 Jahren suchte der große Stratege Zhuge Liang eine Möglichkeit, in der Dunkelheit etwas mitzuteilen. Wie hat er das gemacht? Dank der fortschrittlichen Papierherstellungs-Technik des alten China nahm er ein Stück geöltes Reispapier, befestigte es mit einem Bambusrahmen in der Form seiner Mütze, zündete zur Beleuchtung eine Kerze an und produzierte dadurch heiße Luft, und … voilà! Die erste Laterne war geboren. Sie schwebte in den dunklen Himmel hinein. Zhuge Liangs Ehren-Name war „Kong Ming“ (孔明), daher heißen die schwebenden Laternen noch immer "Kongming Deng" (孔明灯).
Im alten China war es in den Familien üblich, Laternen an die Tore zu hängen. Zum Laternenfest wurden faszinierende Rätsel auf Papierstreifen geschrieben und an der Unterseite der Laterne befestigt. Jeder versuchte, die zum Nachdenken anregenden Rätsel zu knacken, wodurch diese Feierlichkeit eine interaktive und lebendige Wirkung hatte – und eine, die bis heute eine wichtige und populäre Aktivität geblieben ist.
Eine andere bekannte Tradition ist das … Laternen-Anschauen! Das hört sich verrückt an? Also, stellen Sie sich vor, eine voll durch Mondschein erhellte Nacht, man ist umgeben von Angehörigen, Nachbarn und Freunden, mit unzähligen Laternen in allen möglichen festlichen Farben, die auf der Straße angezündet werden. Für eine chinesische Familie ist das ein faszinierender Anblick, den man nicht verpassen darf.
Apropos Laternen-Anschauen, es heißt, während der Regierung des Kaisers Tang Xuanzong von der Tang-Dynastie (618-907 a.D.) wurden in der Hauptstadt Chang’an fünfzigtausend unterschiedliche Arten von Laternen angezündet. Mit den Mustern und den Verschönerungen der Laternen wurde die Pracht der prosperierenden Tang anschaulich gezeigt, es wird niemals wieder so nobel sein!
Zu guter Letzt, was ist ein Fest ohne Essen? Das Üblichste, was man zum Laternen-Fest isst, sind Tang Yuan (汤圆) oder Yuan Xiao (元宵). Diese Delikatessen stammen angeblich aus der Song-Dynastie und sind kleine runde Dampfnudeln aus Klebreis-Mehl. Auf Chinesisch wird Tang Yuan ähnlich wie „Tuan Yuan“ ausgesprochen, das auf Chinesisch „Zusammenkommen der Familienmitglieder“ bedeutet. Diese runden Dampfnudeln symbolisieren das Zusammensein, denn das Konzept von ‚rund’ und ‚Zusammensein’ sind im Denken der Chinesen eng miteinander verbunden. Etwas anscheinend so Einfaches wie eine Dampfnudel zeigt eigentlich, wie Familien und Verwandte ihre allerbesten Wünsche für ihre liebsten Menschen zum Ausdruck bringen.
Tang Yuan haben oft unterschiedliche Füllungen (süß oder salzig), und kommen in die Suppe. Füllungen können weißen Zucker, braunen Zucker, Sesam, Walnüsse, getrocknete Osmanthus-Blüten, Rosenblätter, kandierte Orangenschale, Bohnenpaste, Jujube-Paste … oder eine beliebige Kombination von zwei oder drei dieser Zutaten enthalten. (Bonus: Fünf Brownie- (ähm … Tang Yuan-) Punkte, wenn Sie sagen können, wie viele Füllungs-Varianten das sein können!)
Ein glückliches chinesisches Jahr des Pferdes!
Helen Shia
Tänzerin
Tänzerin
10. Februar 2014